Draghi stimmt auf lange Niedrigzinsphase ein

Details für Ankauf von Unternehmensanleihen bekannt gegeben - Brexit als Risiko für den Währungsraum

Draghi stimmt auf lange Niedrigzinsphase ein

lz/kjo Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) will am Mittwoch, 8. Juni, mit dem Ankauf von Unternehmensanleihen starten. Zwei Wochen später beginnt sie dann mit der nächsten Welle ihres langfristigen Refinanzierungstenders TLTRO, der an die Kreditvergabepraxis von Banken gebunden ist. Deren Wirkung will die EZB noch abwarten, bevor sie möglicherweise weitere Lockerungsschritte beschließt, sagte Notenbankchef Mario Draghi nach der Sitzung des EZB-Rats in Wien. Zinsentscheidungen wurden deshalb nicht getroffen. Draghi machte aber deutlich, dass im Falle von negativen Zweitrundeneffekten sofort das ganze geldpolitische Arsenal eingesetzt werde.Insgesamt geht der EZB-Rat davon aus, dass die Zinsen für längere Zeit auf dem aktuellen oder sogar auf einem niedrigeren Niveau bleiben werden. Kritiker seines Niedrigzinskurses verwies Draghi auf die positive Wirkung des Mitteleinsatzes, die bereits jetzt spürbar sei.Eine Entscheidung über die Ausnahmeregelungen (Waiver) für griechische Staatsanleihen, über die griechische Banken einen günstigeren Zugang zu EZB-Geld bekommen, wurde vertagt. Er erkenne zwar an, dass es in den vergangenen Monaten “bedeutende Fortschritte” gegeben habe. Doch einige Vorbedingungen müssten noch erfüllt werden: “Für Griechenland brauchen wir eine weitere Sitzung.”Im Nachgang zur Zinssitzung gab die EZB Details zum Kaufprogramm für Unternehmensanleihen bekannt. Die Anleihen von Institutionen, die einer Bankenaufsicht unterliegen – ob nun innerhalb der Eurozone oder außerhalb – qualifizieren sich danach nicht dafür. Die Schuldpapiere von Emittenten mit Sitz innerhalb der Eurozone können hingegen von den Notenbanken erworben werden, sofern sie die Kriterien für EZB-fähige Sicherheiten erfüllen. Bei der Beurteilung spielt es laut EZB zudem keine Rolle, ob die Muttergesellschaft der emittierenden Institution ihren Sitz außerhalb der Eurozone hat, solange sich nur die emittierende Einheit in der Währungsunion befindet und die Papiere EZB-fähig sind. Wöchentlich soll eine Liste mit den erworbenen Papieren veröffentlicht werden, doch ohne Nennung des Volumens.Als “Risiko” bezeichnete Draghi das Referendum über einen möglichen Austritt Großbritanniens (Brexit) aus der EU. Die EZB sei aber für jeden Ausgang vorbereitet. Die Notenbanker erhöhten ihre Prognose für die Inflation im laufenden Jahr nur leicht von 0,1 auf 0,2 %. Für die beiden kommenden Jahre seien die Erwartungen dagegen unverändert, sagte Draghi. Diese Perspektive setzte den Euro leicht unter Druck. Der Dax schloss mir 10 208 Punkten praktisch unverändert.—– Nebenstehender Kommentar- Berichte Seite 7