Drastischer Rückgang
Apotheken in Deutschland
Drastischer Rückgang
ba Frankfurt
Den deutschen Apotheken geht es nicht allzu gut: Anhaltende Lieferengpässe, akuter Personalmangel, zunehmender Wettbewerb und eine Vergütung, die trotz steigender Betriebskosten immer noch auf dem Niveau von 2004 verharrt, sorgen dafür, dass immer mehr Pharmazeuten aufgeben. Die Nachfolgesuche verläuft oft schwierig und die Zahl der Neugründungen sinkt stetig. Die Apothekenreform, an der Gesundheitsminister Karl Lauterbach trotz Ampel-Aus festhält, könnte weitere Apotheken zum Aufgeben zwingen.
Grundgedanke des Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) ist es, vor allem die Versorgung auf dem Land zu sichern. Gute Ansätze, aber nicht zu Ende gedacht, so die Kritik der Apotheker. Statt die Honorare zu erhöhen, gebe es nur eine Umverteilung, wenn der prozentuale Teil der Vergütung von 3% auf 2% gesenkt, das Fixum aber nicht ausreichend erhöht würde. Apotheken sollen nach ApoRG leichter gegründet werden können, Apotheker müssten nicht mehr permanent vor Ort sein, und statt nur drei Filialen sollen künftig zusätzlich zwei Zweigapotheken betrieben werden dürfen. Bestimmte Leistungen aber dürfen nur von approbierten Apothekern erbracht werden. Viele fürchten auch, dass das E-Rezept Versand-Apotheken befördert, die ihren Sitz im Ausland haben, und die Apotheken vor Ort das Nachsehen haben.
Unterdurchschnittlich in vielen Belangen
Schon seit 2009 hat sich das Apothekensterben beschleunigt, Ende 2023 wurde mit 17.571 der niedrigste Stand seit Ende der 1970er Jahre verzeichnet – Ende September waren es nur noch 17.178. Dabei ist die Zahl im europäischen Vergleich unterdurchschnittlich: je 100.000 Einwohnern sind es hierzulande 21, EU-weit 32. Unterdurchschnittlich im Vergleich zu wirtschaftlichen Kennzahlen wie etwa Sach- und Personalkosten – also etwa Energiekosten oder Tariflöhne – fällt auch die Entwicklung der Apothekenvergütung aus. 10% der Apotheken seien mittlerweile defizitär, meldet die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Weitere 24% hätten Betriebsergebnisse, die dauerhaft kaum tragfähig sind. Dass es wirtschaftlich in den nächsten zwei bis drei Jahren deutlich besser wird, glauben nur 1,6% der Apothekeninhaber; der Anteil, der mit Schlimmerem rechnet, liegt bei 63,6%.
Typischer Frauenberuf
Immerhin planen nur 14,2% der Inhaber in dieser Zeit, pharmazeutisches Personal zu entlassen, neue Jobs sehen 60% vor. Frauen stellen 88,3% der 156.948 Angestellten in Apotheken – denn die Arbeitsplätze sind wohnortnah und oft Teilzeitstellen, sodass sich Familie und Beruf gut verbinden lassen.
Wichtiger Wirtschaftsfaktor
In vielen Städten und Gemeinden gehören die Apotheken zu den wichtigsten klein- und mittelständischen Betrieben. Mit einem Jahresumsatz 2023 von 66,36 Mrd. Euro stehen sie für ein jährliches Steueraufkommen durch Umsatz-, Gewerbe- und Einkommensteuer von etwa 13,4 Mrd. Euro.