Drei Notenbanker für erste Zinserhöhung

Wachsende Uneinigkeit bei der Bank of England

Drei Notenbanker für erste Zinserhöhung

hip London – Im geldpolitischen Komitee (MPC) der Bank of England haben sich die Machtverhältnisse verschoben: Die Befürworter eines schnellen Ausstiegs aus den während der Finanzkrise ergriffenen Notstandsmaßnahmen gewinnen an Boden. Wie dem Protokoll der Juni-Sitzung zu entnehmen ist, sprachen sich nur 5 : 3 Mitglieder dafür aus, den Leitzins auf dem historischen Tief von 0,25 % zu belassen. Im Mai waren es noch 7 : 1. Für die Beibehaltung des zur Konjunkturankurbelung zusammengekauften Anleihenbestands stimmten indes alle Sitzungsteilnehmer.”Vor dem Hintergrund enttäuschender Einzelhandelsumsätze, rückläufigen Wachstums, schrumpfender Arbeitseinkommen und erhöhter politischer Unsicherheit ist es ein bisschen überraschend, dass sich drei MPC-Mitglieder für eine Zinserhöhung ausgesprochen haben”, sagte Ben Brettell, Senior Economist bei Hargreaves Lansdown. Volkswirte hatten damit gerechnet, dass nur Kristin Forbes, die das Gremium Ende des Monats verlässt, für eine restriktivere Zinspolitik votiert. Aber auch Ian McCafferty und Michael Saunders halten eine Erhöhung des Leitzinses um 25 Basispunkte für nötig. Damit war Gertjan Vlieghe das einzige externe Mitglied des Komitees, das mit der Führungsspitze der Zentralbank stimmte.Am Markt wurde das als Vorzeichen eines Stimmungswandels gewertet. Die HSBC-Volkswirte Elizabeth Martins und Chris Hare indes rechnen mit einer längeren Phase der Uneinigkeit im MPC. Die Geldpolitiker der Zentralbank beunruhigt etwa, dass der Beschäftigungsaufbau zuletzt stärker voranschritt als noch im jüngsten Inflationsbericht erwartet.Wie das Statistikamt ONS mitteilte, verharrte die Arbeitslosenquote im April auf 4,6 %. Damit ist sie dem Niveau bedrohlich nahe, ab dem aus Sicht der Notenbanker mit mehr Lohndruck zu rechnen ist (4,5 %). Das Wachstum der durchschnittlichen Wochenlöhne ohne Sonderzahlungen verlangsamte sich in den drei Monaten per Ende April jedoch auf 1,7 %. Bankvolkswirte hatten 2,0 % auf der Rechnung. Real gingen sie um 0,6 % zurück. Die Inflation nimmt gleichwohl weiter Fahrt auf. Im Mai lag die Jahresteuerung bei 2,9 %. Im April waren es noch 2,7 %. Volkswirte gehen mittlerweile davon aus, dass der Preisauftrieb in diesem Jahr höher ausfallen wird, als die Schätzungen der Bank of England unterstellen. Das wirkt sich auf den privaten Konsum aus. Die Einzelhandelsumsätze sanken im Mai um 1,2 % zum Vormonat. Am Markt war lediglich ein Rückgang um 0,8 % erwartet worden.—– Bericht zum Pfundkurs Seite 18