Druck auf Riad im Fall Khashoggi wächst

Auch Mnuchin sagt Teilnahme an Konferenz ab

Druck auf Riad im Fall Khashoggi wächst

jw/mf Frankfurt/Tokio – Saudi-Arabien gerät im Fall des Verschwindens des Journalisten Jamal Khashoggi immer mehr unter Druck. Nachdem türkische und amerikanische Geheimdienste Belege geliefert haben, dass der Journalist im saudi-arabischen Konsulat in Ankara gefoltert und getötet worden ist, sagten am Donnerstag erneut zahlreiche hochrangige Vertreter, darunter US-Finanzminister Steven Mnuchin, Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire und Großbritanniens Handelsminister Liam Fox ihre Teilnahme an der Wirtschaftskonferenz Future Investment Initiative (FII) am 23. Oktober in Riad ab. “Ich werde nächste Woche nicht nach Riad reisen”, erklärte Le Maire. “Die Vorfälle sind sehr schwerwiegend.” Zuvor hatten bereits die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, sowie Vorstandschefs der großen Finanzkonzerne Credit Suisse, HSBC, Standard Chartered und J.P. Morgan ihre Teilnahme zurückgezogen. Prominente deutsche Teilnehmer wie Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser oder Deutsche-Bank-CEO Christian Sewing hatten ihre Teilnahme an dem “Davos in der Wüste” zum Redaktionsschluss dieser Zeitung noch nicht storniert.Auf der Konferenz wollte sich Saudi-Arabien eigentlich als modernes, weltoffenes Land darstellen und seine Schlüsselrolle in der Weltwirtschaft zementieren. Das Land ist ein wichtiger Käufer von Rüstungsexporten und Verkäufer von Öl und auch ein wichtiger Investor in Wagniskapital für junge Firmen. Zum Vision-Fonds, der vom japanischen Unternehmen Softbank gemanagt wird, steuern die Saudis 45 Mrd. Dollar bei.Auch die Softbank droht nun, einen Rückzieher zu machen. Am Donnerstag zweifelte das Unternehmen erstmals öffentlich, dass ein zweiter Vision Fund für Investitionen in Technologieunternehmen zustande kommt. “Dafür gibt es keine Gewissheit”, erklärte Chief Operating Officer Marcelo Claure bei einer Technologie-Konferenz in San José. Man beobachte gespannt, was sich in Saudi-Arabien tue. Damit bestätigte der Softbank-Manager Befürchtungen am Finanzmarkt, dass sich die internationalen Reaktionen auf die mutmaßliche Ermordung des saudi-arabischen Regimekritikers Jamal Khashoggi negativ auf das Geschäft der Japaner auswirken könnten.Kronprinz Mohammed bin Salman, als MBS bekannt, hatte kürzlich bestätigt, er wolle 45 Mrd. Dollar in einen zweiten Vision Fund stecken. Ohne Saudi-Arabien kämen jedoch die anderen Investoren des ersten Fonds womöglich nicht mit an Bord. Das Königreich ist mit 45 Mrd. Dollar der Ankerinvestor des 92 Mrd. Dollar schweren ersten Vision Fund, der im Herbst 2016 gestartet wurde. Softbank selbst steuerte 25 Mrd. Dollar bei. Drittgrößter Investor ist mit 15 Mrd. Dollar der Staatsfonds von Abu Dhabi, gefolgt von der taiwanesischen Foxconn mit 7 Mrd. Dollar. Selbst falls MBS an Softbank festhält und ein zweiter Vision Fund zustande käme, besteht die Gefahr, dass Unternehmen wegen Khashoggi das Saudi-Kapital nicht annehmen wollen.