Konjunktur

Düstere Aussichten für die deutsche Exportwirtschaft

Die deutschen Ausfuhren sind im Mai überraschend gefallen. Und das Umfeld lässt erwarten, dass dies auch in den nächsten Monaten der Fall sein wird. Die Impulse für die Konjunktur bleiben aus. Die wirtschaftliche Lage spitzt sich zu.

Düstere Aussichten für die deutsche Exportwirtschaft

Die deutschen Exporte sind im Mai wegen der sinkenden Nachfrage aus der EU und den USA überraschend gefallen. Sie sanken um 0,1% im Vergleich zum Vormonat auf 130,5 Mrd. Euro, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten hingegen mit einem Wachstum von 0,3% gerechnet. Die Importe legten dagegen um 1,7% auf 116,1 Mrd. Euro zu.

Die Ausfuhren in die EU-Staaten gingen dabei im Mai um 1,5% zum Vormonat auf 70,3 Mrd. Euro zurück. Abnehmerland Nummer eins blieben die USA: Dorthin wurden Waren im Wert von 12,7 Mrd. Euro verkauft, ein Rückgang von 3,6%. Die Exporte nach China wuchsen dagegen um 1,6% auf 8,6 Mrd. Euro, die nach Großbritannien legten sogar um 5,8% auf 6,4 Mrd. Euro zu.

Umfrage: Exportschwäche setzt sich fort

Von Januar bis Mai summierten sich die deutschen Ausfuhren auf 659,3 Mrd. Euro, ein Plus von 4,5% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Den Exporteuren steht allerdings ein schwieriges zweites Halbjahr bevor. Das Barometer für die Erwartungen in der Exportindustrie fiel im Juni auf minus 5,6 Punkte, nach plus 1,0 Zählern im Mai. Das ist der niedrigste Wert seit November 2022, wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner monatlichen Unternehmensumfrage mitteilte. “Neben der inländischen Nachfrageschwäche zeichnen sich jetzt auch noch weniger Aufträge aus dem Ausland ab”, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. “Dies sind keine guten Nachrichten für die deutsche Exportwirtschaft.” Die weltweiten Zinserhöhungen dämpften die Nachfrage nach Waren “Made in Germany”. Die Auftragspolster würden zunehmend dünner.

Ökonomen zeigen sich pessimistisch

“Nachlassende Impulse aus den USA fallen besonders ins Gewicht”, kommentierte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG, Alexander Krüger, die negative Entwicklung bei den Ausfuhren. “Stand jetzt wird der Exportsektor ein weiteres Quartalsminus einfahren.” Und Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING, geht noch weiter: “In nächster Zeit werden die anhaltende Abschwächung der Exportaufträge, die erwartete Verlangsamung der US-Wirtschaft, die hohe Inflation und die große Unsicherheit deutliche Spuren bei den deutschen Exporten hinterlassen.”

“Der Blick in die Zukunft lässt Sorgenfalten aufkommen”, fasst Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, die Datenlage zusammen. Die Auftragseingänge seien nun schon seit mehr als einem Jahr schwach. Weniger Aufträge bedeute am Ende aber auch weniger Export. Es sei also nur eine Frage der Zeit, ehe der schwache Auftragseingang auch negativ auf die Exportentwicklung abfärbe. Damit erhärte sich einmal mehr der Verdacht, dass aus einer konjunkturellen Erholung vorerst nichts werde. “Der Blick auf das zweite Halbjahr bleibt betrüblich. Das Bruttoinlandsprodukt wird im Gesamtjahr 2023 gegenüber dem Vorjahr schrumpfen.”