EBRD investiert erstmals in Palästina

2018 flossen 2 Mrd. Euro in Projekte in Nahost und Nordafrika

EBRD investiert erstmals in Palästina

hip London – Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) hat im vergangenen Jahr erstmals in Projekte im Libanon, in der West Bank und im Gazastreifen investiert. Wie das Institut mitteilt, flossen 1,2 Mrd. Euro nach Ägypten – mehr als je zuvor und mehr als in jedes andere Land, in dem die EBRD tätig ist. Im Libanon kaufte sich das Institut bei Bank Audi ein. In der West Bank unterstützte sie den Aufbau der Palestine Monetary Authority, der künftigen Zentralbank eines unabhängigen Palästinenserstaates.Das vor 27 Jahren gegründete Institut sollte ursprünglich die ehemals kommunistisch regierten Staaten des Ostblocks beim Aufbau von Marktwirtschaften und Mehrparteiensystemen unterstützen. Es hat seinen Tätigkeitsbereich seitdem bis in die Mongolei ausgeweitet – vor allem aber im Nahen Osten und in Nordafrika. Die EBRD nennt die Region SEMED, “südliche und östliche Mittelmeerregion”, auch wenn Jordanien, wo im vergangenen Jahr die Jahreskonferenz des Instituts stattfand, keinen Zugang zum Mittelmeer hat. Im vergangenen Jahr hat die EBRD insgesamt 2 Mrd. Euro in die Region gesteckt, deren alte politische Ordnung in den auf den “arabischen Frühling” folgenden Wirren zusammengebrochen ist. Das entspricht gut einem Fünftel des gesamten Investitionsvolumens (9,5 Mrd. Euro für 395 Projekte).EBRD-Präsident Suma Chakrabarti habe den Mitarbeitern des Instituts diese Woche mitgeteilt, dass die Bank in den kommenden zwei Jahren sowohl die Qualität als auch die Quantität ihrer Investments weiter steigern werde. Auf der diesjährigen Jahrestagung, die im Mai in Sarajevo stattfinden soll, werden die Anteilseigner über weitere Expansionsmöglichkeiten befinden – über die bisherigen Tätigkeitsregionen hinaus. Im vergangenen Jahr kam Indien als 69. Mitglied dazu, und San Marino kündigte an, sich zu beteiligen. Die EBRD kehrte nach fast acht Jahren nach Usbekistan zurück, wo unter anderem Projekte zur Verbesserung der Waser- und Stromversorgung finanziert wurden.Das Institut brachte eine neue Energiestrategie an den Start, die eine Finanzierung von Kohleprojekten völlig untersagt. Sie soll Investitionen in erneuerbare Energien voranbringen. In der Öl- und Gasexploration und -förderung sollen nur noch außerordentliche Projekte finanziert werden, die zu einer Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgasen beitragen. Im vergangenen Jahr seien mehr als ein Drittel der Investitionen (36 %) in die “Green Economy” gegangen. Die Bank ist damit auf gutem Wege, das selbst gesteckte Ziel zu erreichen, diesen Anteil bis 2020 auf zwei Fünftel zu steigern.