STEUERFLUCHT

Eigentore

Der öffentliche Druck auf Behörden und Politiker, stärker gegen aggressive Steuervermeidung und Steuerhinterziehung vorzugehen, ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Die über "Luxemburg Leaks", den "Panama Papers" oder zuletzt "Football...

Eigentore

Der öffentliche Druck auf Behörden und Politiker, stärker gegen aggressive Steuervermeidung und Steuerhinterziehung vorzugehen, ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Die über “Luxemburg Leaks”, den “Panama Papers” oder zuletzt “Football Leaks” bekannt gewordenen Fälle internationaler Steuersparmodelle haben das Vertrauen in ein faires Steuersystem untergraben – und die Erkenntnis gebracht, dass ausgefeilte Konstrukte von Unternehmen und vermögenden Privatpersonen die Steuerbasis von Staaten aushöhlen. Viele Milliarden Euro an Einnahmen gehen der öffentlichen Hand jedes Jahr dadurch verloren.Die Veröffentlichungen haben schon einiges in Europa in Gang gesetzt. In dieser Woche wurde bekannt, dass die spanischen Behörden Weltfußballer Christiano Ronaldo anklagen wollen. Er soll versucht haben, über verschlungene Pfade 14,7 Mill. Euro am Finanzamt vorbeizudribbeln. Es könnte eines der wenigen Eigentore in der Karriere von “CR7” werden.Im EU-Parlament versucht seit genau einem Jahr ein Untersuchungsausschuss, die “Panama Papers” aufzuarbeiten. Und auch wenn es bisher noch wenig greifbare Ergebnisse gibt, so schaffen es die Abgeordneten doch immer wieder, den Finger in die Wunden zu legen und den Fokus auch auf innereuropäische Steueroasen zu richten.Jetzt also zieht auch die EU-Kommission – bei der das Thema ohnehin Toppriorität hat – ihre Panama-Lehren und nimmt die Vermittler von dubiosen Deals ins Visier: Steuerberater, Anwaltskanzleien und sonstige Finanzintermediäre, die für Design und Vermarktung von aggressiven Steuersparmodellen verantwortlich sind. Sie sollen verpflichtet werden, diese zwischenstaatlichen Modelle den Behörden zu melden, am besten noch vor der Umsetzung.Der Ansatz ist angesichts der Bedeutung dieser Vermittler begrüßenswert. Und er beruht auch auf bereits auf OECD-Ebene vereinbarten Initiativen. Es sollte aber klar sein: Je dubioser und zweifelhafter ein Steuerkonstrukt gestrickt ist, um so geringer die Chance, dass es auch wirklich gegenüber den Behörden angezeigt wird. Im Notfall gilt zudem die anwaltliche Schweigepflicht. Aber es geht auch um die abschreckende Wirkung der neuen Richtlinie. Hierzu müssten nur die Strafen entsprechend hoch angesetzt werden. Und es geht darum, einem Berufsstand unmissverständlich klarzumachen, dass Geschäftsmodelle, die auf dem Verschieben von Geldern in Steueroasen basieren, ebenfalls grandiose Eigentore sein können.