Ein Land, zwei Klassen
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Es ist ein Missstand, der in Frankreich nicht erst seit der Gelbwesten-Protestbewegung immer wieder angeprangert wird: der Riss, der Paris vom Rest des Landes trennt – trotz der von der Republik versprochenen „égalité“. Einwohner und Politiker in der französischen Hauptstadt halten sich oft für etwas Besonderes. Immerhin konzentrieren sich politische und wirtschaftliche Macht des zentralistischen Landes in Paris. Die Ausnahmestellung der Hauptstadt tritt jetzt erneut zutage. Während in anderen Städten und Regionen mit hohen Inzidenzwerten und überlasteten Intensivstationen wie Nizza und Pas-de-Calais am Wochenende strenge Ausgangssperren gelten, blieb der Großraum Paris bisher verschont. Das Unverständnis darüber im restlichen Frankreich ist groß, die Unzufriedenheit auch. Zumal am Ende möglicherweise alle Franzosen die Rechnung dafür zahlen müssen, dass Präsident Emmanuel Macron Paris eine Sonderbehandlung zugesteht. Da die Pandemie dort schon bald außer Kontrolle geraten könnte, droht dem gesamten Land eine neue Ausgangssperre.