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Ein Republikaner tritt gegen Trump an

Von Peter De Thier, Washington Börsen-Zeitung, 17.4.2019 Als hätte US-Präsident Donald Trump mit der bevorstehenden Veröffentlichung der langen Fassung des Berichts von Sonderermittler Robert Mueller nicht genug am Hals, muss der Präsident nun auch...

Ein Republikaner tritt gegen Trump an

Von Peter De Thier, WashingtonAls hätte US-Präsident Donald Trump mit der bevorstehenden Veröffentlichung der langen Fassung des Berichts von Sonderermittler Robert Mueller nicht genug am Hals, muss der Präsident nun auch noch mit Konkurrenz aus den eigenen Reihen fertigwerden. Als erster Republikaner hat nämlich William Weld (73), der frühere Gouverneur von Massachusetts, seinen Hut in den Ring geworfen und will Trump während der Vorwahlen herausfordern.Weld glaubt, mit seiner Kombination aus wirtschaftspolitisch konservativeren Positionen und einer toleranteren, liberaleren Haltung in sozialen Fragen gemäßigte Republikaner erfolgreich umwerben zu können. Gründe, sich den Wählern zu stellen, gibt es nach Ansicht des früheren Gouverneurs jedenfalls mehr als genug.Eine Wiederwahl des 45. Präsidenten würde laut Weld nämlich “einer politischen Tragödie” gleichkommen; und sollte Trump noch sechs Jahre im Amt bleiben, “dann fürchte ich um die Zukunft unserer Republik”, sagte er. Sein Ziel sei eine Rückkehr zu den Werten von Präsident Abraham Lincoln, nämlich den Prinzipien von “Gleichheit, Würde und Chancen für alle”.An politischer Erfahrung fehlt es Weld keineswegs. Nach erfolgreichem Abschluss seines Jurastudiums am Harvard College arbeitete er während der Watergate-Anhörungen als Anwalt für den Justizausschuss des Repräsentantenhauses. Später empfahl kein Geringerer als der enge Trump-Vertraute Rudy Giuliani seinen Kollegen als Staatsanwalt für Massachusetts. Dort profilierte sich Weld als Vorkämpfer gegen Geldwäsche, Korruption in der Finanzindustrie sowie andere Wirtschaftsverbrechen und gewann 109 von insgesamt 111 Fällen.Belohnt wurde er vom damaligen Präsidenten Ronald Reagan mit der Berufung zum Chef der strafrechtlichen Abteilung im US-Justizministerium. 1991 wurde Weld zum Gouverneur seiner Wahlheimat Massachusetts gewählt und einmal im Amt bestätigt. Er kämpfte unter anderem für Steuersenkungen und zugleich geringere Haushaltsdefizite sowie für Arbeitsplatzbeschaffungsprogramme.Auf den erfolglosen Versuch, den Demokraten John Kerry beim Rennen um einen Senatssitz auszustechen, sollte für Weld ein Botschafterposten in Mexiko folgen. Dieser aber scheiterte am Widerstand erzkonservativer Republikaner im Senat. Erfolglos war auch sein Versuch, sich später um das Gouverneursamt im Bundesstaat New York zu bewerben.Weld kehrte wieder in den Privatsektor zurück, konnte der Versuchung, erneut ins politische Geschäft einzusteigen, aber nicht widerstehen. 2016 trat er als Vizepräsidentschaftskandidat unter Gary Johnson für die Libertarian Party an. Das Gespann erzielte nur knapp 3,3 % der Direktstimmen, realisierte aber damit das beste Ergebnis in der Geschichte der Splitterpartei.Vor der größten Herausforderung seiner politischen Laufbahn wird Weld nun gegen den amtierenden Präsidenten stehen. Schließlich sammelte dieser im ersten Quartal 2019 mehr als 30 Mill. Dollar an Wahlspenden, deutlich mehr als sein Vorgänger Barack Obama in gleicher Zeit. Auch wird der Jurist gegen eine republikanische Parteibasis ankämpfen müssen, die geschlossen hinter ihrem Präsidenten steht. Unbeirrt hat das Stehaufmännchen Weld zum Angriff geblasen und zum Auftakt seiner Kampagne ein Video veröffentlicht, welches auf die größten Skandale um den Präsidenten anspielt. Ob das allerdings eine Mehrheit der Republikaner beeindrucken wird, ist eher zweifelhaft.