GRIECHENLAND

Einer gegen alle anderen

Viele Hoffnungen hatten die Sondersitzung der Eurogruppe begleitet. Sie sollte die Phase der Konfrontationen beenden und endlich den Übergang zu konkreten Verhandlungen über die Zukunft Griechenlands in der Eurozone einleiten. Umso größer ist die...

Einer gegen alle anderen

Viele Hoffnungen hatten die Sondersitzung der Eurogruppe begleitet. Sie sollte die Phase der Konfrontationen beenden und endlich den Übergang zu konkreten Verhandlungen über die Zukunft Griechenlands in der Eurozone einleiten. Umso größer ist die Enttäuschung am Tag danach. Denn es gibt vieles, was pessimistisch stimmt. Etwa, dass Fachbeamte bis Montag allenfalls mit halber Kraft verhandeln und somit weitere wichtige Zeit verloren geht – so als liefe das Programm nicht Ende des Monats aus, sondern erst Ende des Jahres. Auch, dass Finanzminister Giannis Varoufakis zwar im Laufe des Abends zur Annäherung bereit zu sein schien, dann aber telefonisch aus Athen zurückgepfiffen wurde – was die Vorahnung zulässt, dass sich die Eurogruppe auch am nächsten Montag auf jähe Kehrtwenden der Griechen einstellen muss und deshalb nicht auf die – solchen Marathonsitzungen eigene – Dynamik wachsender Kompromissbereitschaft setzen kann. So weit, so ernüchternd.Immerhin – es gibt auch etwas, das optimistisch stimmt: Euroland trat, wenn man die Griechen außen vor lässt, geschlossener auf denn je. Es waren nicht nur bärbeißige Deutsche oder sture Finnen, die den Wünschen von Varoufakis nach einer Sonderbehandlung entgegentraten – denn nichts anderes ist die zweifelhafte Forderung nach einer “Überbrückungshilfe” ohne Auflagen. Vielmehr stellten auch Esten und Letten klar, sie würden nicht akzeptieren, dass Zusagen gebrochen werden, nur damit griechische Pensionen oder Löhne auch künftig deutlich höher liegen als estnische und lettische. Zudem leisteten mehrere Südländer gegen Hellas Widerstand – etwa Spanien, das Vorgaben einhielt, obwohl das Land ebenfalls unter hoher Arbeitslosigkeit ächzt.”18:1″ – diese Kurzfassung des Sitzungsverlaufs war gestern in Brüssel oft zu hören. Diese Geschlossenheit der Euro-Partner bedeutet wiederum, dass Athen nun endgültig weiß, dass es sich bewegen muss, will man das eigene Land nicht dem akuten Pleiterisiko aussetzen. Und zwar nicht erst im Juli, wenn großvolumige Schuldtitel fällig werden. Auch nicht erst im März, wenn das Programm ausgelaufen ist. Sondern bereits am Dienstag, falls Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem dann erneut berichten müsste, dass man sich wieder nicht verständigen konnte. Ab diesem Moment wären die Reaktionen von Steuerzahlern, Bankkunden und Finanzmärkten unkalkulierbar. Und ab diesem Moment würde Griechenland nicht nur gegen alle anderen in Euroland kämpfen, sondern ums Überleben.