Einfuhrpreise fallen unerwartet stark

Sorgen vor aufkommender Deflation werden größer - Handlungsdruck auf die EZB steigt

Einfuhrpreise fallen unerwartet stark

Die Importpreise sind in Deutschland wegen des Ölpreisverfalls weiter im Rückwärtsgang und drücken die Inflationsrate in Deutschland immer stärker gegen die Nulllinie. Das erhöht den Druck auf die EZB, mit neuen Anleihekäufen dagegen zu halten.lz Frankfurt – Die fallenden Energiepreise sorgen dafür, dass die Inflation in Deutschland inzwischen nahezu verschwunden ist. Stattdessen macht sich langsam Deflationsangst breit. Die neuen Daten zur Entwicklung der Einfuhrpreise im November verstärken diese Entwicklung noch. Sie sind im Jahresvergleich zudem stärker gesunken als von Ökonomen erwartet worden war. Wie das Statistische Bundesamt berichtet, fielen die Importpreise immerhin um 2,1 %. Das ist die niedrigste Jahresrate seit Mai. Volkswirte hatten nur mit einem Rückgang um 1,9 % gerechnet. Im Vergleich zum Vormonat sanken die Einfuhrpreise um 0,8 %. Hier wurde ein Rückgang um 0,7 % erwartet.Der stärkste Einfluss auf die Entwicklung der Importpreise geht nach wie vor von den Kosten für Energie aus. Diese lagen im November um 15,9 % niedriger als im gleichen Vorjahresmonat. Im Monatsvergleich verbilligten sich die Energieimporte laut Bundesamt um 5,0 %. Das dürfte dafür sorgen, dass die Jahresrate der Inflation im Dezember erstmals seit 2009 wieder auf die Nulllinie gesunken ist. Die Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) sollte Ökonomen zufolge indes weiter am unteren Rand des seit Herbst 2013 ausgebildeten Korridors zwischen 0,7 % und 1 % liegen.Damit bleibt der Druck auf die EZB über die Preisseite auch kurzfristig sehr hoch. Die Entwicklung spricht nach Meinung der Volkswirte von der BayernLB für eine zum Jahresanfang anstehende umfangreiche Lockerung der Geldpolitik. Dies habe auch EZB-Direktoriumsmitglied Coeuré signalisiert, für den nur noch Art und Umfang der weiteren Lockerung fraglich sei. Er habe erneut für Wertpapierkäufe in besonders liquiden Marktsegmenten plädiert. Der Aufkauf von Staatsanleihen sei dabei die Basisoption, die Einbeziehung weitere Wertpapierklassen aber denkbar.Bundesbank Präsident Weidmann hat sich dagegen schon mehrfach skeptisch zum Ankauf von Staatsanleihen geäußert. Zum einen würden sich die Inflationserwartungen “nach wie vor in der Nähe unseres Stabilitätsziels” bewegen. Zum anderen zweifelt er an der konjunktur- und inflationsbelebenden Wirkung.Helaba-Ökonom Stefan Mütze verweist auf die konjunkturell gesehen überaus positiven Folgen des Ölpreisverfalls. Gerechnet in heimischer Währung würden die Kosten für den Import von Öl in Deutschland aktuell rund 37 % niedriger liegen als noch im Sommer. Es sei also von einem “signifikanten Wachstumsimpuls auszugehen”. Entlastet würden die Verbraucher, welche die eingesparten Ausgaben bereits zum Weihnachtsgeschäft anderweitig verwenden könnten. Vor allem der Konsum dürfte höher ausfallen, wobei ein Teil allerdings durch Importe gedeckt werde. Auch die Ertragslage vor allem energieintensiver Unternehmen verbessere sich, was mittelfristig die Investitionstätigkeit befördern könne.