NOTIERT IN BERLIN

Eiszeit in Berlin

Die Hitzewelle hat vor dem Wochenende auch Berlin und das umliegende Brandenburg erreicht. Zum Start der neuen Woche dürften die Tagestemperaturen bundesweit neuerlich weit über die Marke von 30 Grad Celsius klettern. Weil in der Region ebenso wie...

Eiszeit in Berlin

Die Hitzewelle hat vor dem Wochenende auch Berlin und das umliegende Brandenburg erreicht. Zum Start der neuen Woche dürften die Tagestemperaturen bundesweit neuerlich weit über die Marke von 30 Grad Celsius klettern. Weil in der Region ebenso wie im überwiegenden Teil von Deutschland und Europa im dritten Sommer in Folge außerdem Niederschläge fehlen, hat Potsdam am Freitag verfügt, dass kein Wasser mehr aus Flüssen, Seen und Gräben entnommen werden darf. Das Wasserentnahmeverbot aus den Oberflächengewässern auf dem Gebiet der Landeshauptstadt Brandenburgs in unmittelbarer Nachbarschaft zu Berlin gilt ab sofort bis zunächst zum 30. September. Zuwiderhandlungen könnten mit Geldbußen von bis zu 50 000 Euro geahndet werden. In den vergangenen Wochen hatten mehrere Landkreise im Berliner Umland ähnliche Vorkehrungen getroffen. Nur in der Bundeshauptstadt scheint man von der prekären Wasserlage nicht gehört zu haben. *Ganz im Gegenteil, erklärt ein Sprecher der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Berlin auf Anfrage. Gemeinsam mit den Ländern Brandenburg und Sachsen berate Berlin die Lage in der länderübergreifenden Arbeitsgruppe “Extremsituation”, die alle 14 Tage tagt. Auch die Bundeshauptstadt achte schon seit dem Frühjahr auf einen besonders sparsamen Umgang mit dem kühlen Nass. Anders als in den umliegenden Flächenländern, in denen die Landwirtschaft auf Oberflächengewässer zugreift, um das Defizit an Niederschlägen auszugleichen, sei ein Verbot der Wasserentnahme aus Seen und Flüssen in der Hauptstadt allerdings wenig sinnvoll. Stattdessen achte man in Berlin darauf, dass das gemächlich die Spree hinablaufende Wasser möglichst lange im Stadtgebiet bleibt, so dass möglichst viel Grundwasser gebildet wird. Das bedeute, dass die vielen Schleusen entlang der Spree derzeit nur geöffnet werden, wenn das unbedingt erforderlich ist. *Berlin sei eine der ganz wenigen Städte in Europa, die das gesamte Wasser von Flächen auf dem eigenen Stadtgebiet beziehen, betont man bei der Senatsverwaltung. “Das ist nicht etwa den politischen Verhältnissen geschuldet, sondern der letzten Eiszeit”, sagt der Sprecher. Die topografische Lage Berlins sei mit Blick auf die Bildung von Grundwasser sehr vorteilhaft und die Grundversorgung gesichert. Die Arbeitsgruppe “Extremsituation” hat am Donnerstag dennoch Alarm geschlagen. Die vereinzelten Regengüsse der vergangenen Tage hätten die Situation in den Flüssen Spree und Schwarze Elster in Brandenburg nicht entspannt. Die Wasserspeicher leerten sich und könnten die Spree nur teilweise unterstützen. Richtung Berlin fließt damit weniger Wasser. Manchmal lässt sich unter solchen Bedingungen sogar beobachten, dass die Spree an einigen Stellen im Stadtgebiet rückwärts fließt – und das hat ebenfalls nichts mit den politischen Verhältnissen zu tun.