Entwarnung an der chinesischen Inflationsfront
nh Schanghai – Bei den zuletzt stärker in den Fokus gerückten chinesischen Inflationszahlen zeichnet sich Entspannung ab: Die Novemberdaten zur Preisentwicklung im Reich der Mitte zeigen sowohl beim Verbraucher- als auch beim Produzentenpreisindex eine Nivellierung, die den Marktteilnehmern die Sorge vor einer Straffung der geldpolitischen Zügel nimmt.Nach Angaben des chinesischen Statistikbüros hat sich der teilweise aufsehenerregende Aufgalopp bei den Produzentenpreisen im bisherigen Jahresverlauf nun etwas gelegt. Im November zog der Produzentenpreisindex zwar weiterhin kräftig um 5,8 % gegenüber dem Vorjahresmonat an, doch zeigt sich bereits eine Mäßigung zu dem im Oktober gemessenen Anstieg um 6,9 %.Die diesjährige Befeuerung der chinesischen Erzeugerpreise wird zum einen auf Programme zur Reduzierung von Überkapazitäten in Schwerindustriesektoren wie Kohle, Stahl, Aluminium und Zement zurückgeführt. Zum anderen haben durchweg hohe Rohstoffpreise den Index getrieben.Mit der Durchsetzung höherer Produzentenpreise hat sich ein deutlicher Aufschwung im verarbeitenden Gewerbe eingestellt, der auch positiv auf das Wirtschaftswachstum im Reich der Mitte abfärbt. Allerdings sind in jüngster Zeit Befürchtungen aufgekommen, dass ein anhaltender Erzeugerpreisboom auch auf die chinesischen Verbraucherpreise stärker abfärben wird und dann die Zentralbank auf den Plan rufen könnte.Im Oktober hatte der chinesische Konsumentenpreisindex deutlich von 1,6 auf 1,9 % zugelegt und die Marktteilnehmer zum Teil alarmiert. Mit den Novemberdaten ist die Sorge aber wieder etwas gewichen, nachdem sich der Verbraucherpreisanstieg mit 1,7 % etwas gemäßigter zeigte. Bei den Analysten hatte man mit einem Plus von mindestens 1,8 % gerechnet.Vor allem die chinesischen Lebensmittelpreise zeigen wieder deutlicher nach unten. Im November sah man ein Minus von 1,1 % nach zuvor 0,4 % im Oktober, nachdem sich vor allem Schweinefleischpreise stark um 9 % ermäßigt haben. Bei den übrigen Konsumgütern ist ein gewisser Inflationsdruck vorhanden, der auf die Entwicklung auf der Erzeugerpreisseite zurückgeführt werden kann, hier sah man ein leichtes Anziehen von 2,4 auf 2,5 %.Mit der Dämpfung der Lebensmittelpreise dürfte die chinesische Zentralbank vorerst nicht unter Zugzwang geraten, mit expliziten geldpolitischen Maßnahmen auf die Inflationsentwicklung einzuwirken und die Interbankzinsen weiter nach oben zu schrauben. Dies lässt die Marktteilnehmer aufatmen, nachdem eine laufende Finanzstabilitäts- und Regulierungsoffensive der Zentralbank zu Verspannungen an den Geldmärkten geführt hat. Kreditvergabe erholt sichMonetäre Daten vom Montag zeigen aber, dass die Regulierungswelle das Kreditvergabetempo nicht weiter bremst. Das Neukreditgeschäft der chinesischen Geschäftsbanken lag im November bei 1,12 Bill. Yuan (rund 144 Mrd. Euro) und lag damit wesentlich höher als die Konsensschätzung der Analysten bei etwa 800 Mrd. Yuan. Nachdem das Wachstum der Geldmenge M 2 im Oktober auf ein historisches Tief von 8,8 % zurückgefallen war, sieht man nun wieder eine Beschleunigung des Geldumlaufs auf ein Plus von 9,1 %.