Deutsche Konjunktur

Erhoffter Stimmungswandel beim Konsum bleibt vorerst aus

Die Verbraucher in Deutschland sind weiter tief verunsichert und zögerlich. Auch die neue Koalition kann bisher keine Impulse setzen. Deshalb halten sich die Konsumenten weiter zurück.

Erhoffter Stimmungswandel beim Konsum bleibt vorerst aus

Erhoffter Stimmungswechsel beim Konsum bleibt aus

Deutsche Verbraucher tief verunsichert – Sparneigung nimmt deutlich zu – Einzelhandel enttäuscht

lz Frankfurt

Die Verbraucherstimmung in Deutschland hat sich in der ersten Erhebung nach den Neuwahlen zum Deutschen Bundestag zwar etwas erholt, doch der erhoffte Stimmungswechsel hat sich bislang noch nicht eingestellt. Wie die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) meldet, haben sich zwar sowohl die Konjunktur- und Einkommenserwartungen als auch die Anschaffungsneigung leicht verbessert, doch die Sparneigung legt im Gegenzug deutlich zu. Darin spiegeln sich die Zukunftssorgen der Menschen und ihre tiefe Verunsicherung. Der sich jetzt abzeichnende Handelskrieg zwischen den USA und Europa dürfte den Pessimismus sogar noch weiter verstärken.

Aus diesem Grund bleibt das aus diesen Faktoren errechnete Konsumklima nahezu unverändert. Für den April 2025 hat die GfK nur ein leichtes Plus von 0,1 Zählern auf −24,5 Punkte errechnet. Der Index liegt also noch weit unterhalb der Neutralitätsschwelle. Der Sparindikator legt im März um 4,4 Zähler zu und klettert auf 13,8 Punkte. Dies ist der höchste Wert seit April 2024, als 14,9 Punkte gemessen wurden.

Einzelhandel gibt sich skeptisch

Das schlägt auch auf den Einzelhandel durch: Der Pessimismus in dem Sektor schwindet nur langsam, wie das vom Münchner Ifo-Institut errechnete Klimabarometer in den Einzelhandelsgeschäften zeigt. Der Index verbesserte sich im März auf minus 22,6 Punkte, nach minus 23,8 Punkten im Februar. Die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate hellten sich dabei leicht auf, bleiben aber überwiegend pessimistisch. Ihre aktuelle Lage bewerteten die Händler weitgehend unverändert.

„Für 2025 wird ein nur geringes Wachstum bei den preisbereinigten Konsumausgaben der Verbraucherinnen und Verbraucher erwartet“, sagte Ifo-Experte Patrick Höppner. „Das Umfeld ist daher nach wie vor für viele Einzelhändler herausfordernd, trotz des leicht besseren Geschäftsklimas seit Jahresbeginn.“

Planungssicherheit fehlt

Die Aussicht auf eine neue Regierung habe zumindest bei einer Reihe von Konsumenten den Pessimismus etwas schwinden lassen, meint GfK-Konsumforscher Rolf Bürkl. Allerdings trübe der neuerliche Anstieg der Sparneigung insgesamt das Gesamtbild. Das verhindere eine stärkere Verbesserung des Konsumklimas.

„Die hohe Sparneigung kann nach wie vor als Ausdruck einer beträchtlichen Verunsicherung der Verbraucher gesehen werden. Eine zügige Regierungsbildung sowie die baldige Verabschiedung eines Haushalts für dieses Jahr wären ein wichtiger Beitrag für mehr Planungssicherheit – nicht nur bei Unternehmen, sondern auch bei den privaten Haushalten. Denn dann wären diese wieder eher bereit, Geld auszugeben und den Konsum zu beleben“, meint Bürkl.

Die Einkommenserwartungen legen indessen leicht zu. Nach zwei Rückgängen in Folge verbessern sie sich im März wieder: Der entsprechende Indikator steigt um 2,3 Zähler auf −3,1 Punkte. Dennoch liegt das Niveau des Indikators um 1,6 Punkte unter dem entsprechenden Vorjahreswert.

Konsumneigung auf niedrigem Niveau

„Ob damit der seit Mitte 2024 herrschende Abwärtstrend gestoppt ist und eine Erholung der Einkommensstimmung einsetzen kann, bleibt abzuwarten. Als Gründe für die schwache Entwicklung der Einkommenserwartung werden in unseren tiefer gehenden Analysen neben den hohen Preisen und ungenügenden Einkommen auch die anhaltend unsichere politische und wirtschaftliche Lage genannt“, interpretiert Bürkl die Entwicklung.

Die Anschaffungsneigung steigt ebenfalls leicht an. Sie legt um 2,9 Zähler zu und weist nun −8,2 Punkte auf – gut 7 Zähler über dem Vorjahreswert. Insgesamt gesehen verharrt sie jedoch immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau, kommentiert die GfK, und ist schlechter als zu Zeiten der beiden Lockdowns in der Pandemie. Für eine nachhaltige Verbesserung sei es notwendig, die bestehende Verunsicherung zu verringern.

Neue Bundesregierung am Zug

Die Hoffnungen auf eine Belebung der Konjunktur haben sich nach den Neuwahlen verstärkt. Die Konjunkturerwartungen der Verbraucher für die kommenden zwölf Monate legen spürbar zu. Der GfK-Unterindikator gewinnt 5,7 Zähler und klettert auf 6,9 Punkte. Ein besserer Wert wurde zuletzt vor fast einem Jahr gemessen. Ob diese Hoffnungen der Verbraucher auf eine Belebung der deutschen Konjunktur berechtigt sind, bleibe abzuwarten, schreiben die Konsumforscher. Dies werde auch davon abhängen, ob das kürzlich beschlossene Finanzpaket zügig und zielgerichtet eingesetzt wird, meinen die Konsumforscher.


Bericht zum Deutschen Arbeitsmarkt: Die Frühjahrsbelebung fällt aus