Ermutigende Signale aus der Exportwirtschaft
rec Frankfurt – Neben der deutschen Industrie kommen auch aus der Exportwirtschaft zunehmend ermutigende Signale, was die konjunkturelle Erholung nach dem tiefen Einbruch infolge des mehrwöchigen Coronastillstands betrifft. Die Ausfuhren zogen im Juni mit einem Plus von 14,9 % zum Vormonat so stark an wie seit 30 Jahren nicht. Das meldete das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag. Bankvolkswirte hatten im Schnitt mit einem etwas geringeren Plus gerechnet. “Das Glas ist definitiv wieder mehr als nur halb voll”, sagte LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch.Bis zum Vorkrisenniveau ist es gleichwohl noch ein ganzes Stück: Mit saison- und kalenderbereinigten 94,5 Mrd. Euro lag der Wert der Ausfuhren laut Destatis noch 16 % unter dem Stand von Februar. Es war der letzte volle Monat, bevor hierzulande und in weiten Teilen der Welt die Coronabeschränkungen einsetzten. Was das weitere Tempo der Aufholjagd betrifft, ist zudem Vorsicht geboten: Im Juni zogen die Bestellungen aus dem Ausland deutlich moderater an als die Aufträge von hiesigen Geschäftspartnern, wie Destatis bereits am Donnerstag meldete (siehe BZ vom 7. August).Rückenwind kommt für die Exportwirtschaft von starken Vorgaben aus China (siehe Bericht auf dieser Seite). Joachim Lang, Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands BDI, leitet aus dem unerwartet deutlichen Exportplus im Reich der Mitte “wichtige Impulse für eine Erholung des Welthandels” ab. “Davon profitieren auch deutsche Unternehmen.” Beim Blick auf die Destatis-Daten wird das deutlich: Die Ausfuhren nach China, das drauf und dran ist, zum wichtigsten Zielland deutscher Exporteure zu werden, zogen im Juni um 15,4 % zum Vorjahresmonat an. Die Ausfuhren in die USA nahmen hingegen um 20,7 % ab.Insgesamt klaffte bei den deutschen Exporteuren zum Juni 2019 eine Lücke von 9,4 %. Die Einfuhren deutscher Firmen lagen 10,0 % niedriger als vor einem Jahr. Auf Monatssicht zogen die Importe moderater an als die Ausfuhren und erreichten mit einem Plus von 7,0 % saison- und kalenderbereinigt 80,0 Mrd. Euro. Damit weitete sich auch das deutsche Defizit in der Handelsbilanz im Juni auf 14,5 Mrd. Euro aus. Im April war der vor allem von US-Präsident Donald Trump kritisch beäugte Exportüberschuss Deutschlands auf 3,4 Mrd. Euro zurückgegangen, den niedrigsten Stand seit fast 20 Jahren.