Erneuter Stimmungsdämpfer
ba Frankfurt – Die Anzeichen für eine stärker als erwartet ausfallende Konjunkturabkühlung im Euroraum mehren sich. Ein weiteres Indiz lieferte der von IHS Markit erhobene, Dienstleister und Industrie zusammenfassende Einkaufsmanagerindex PMI Composite für die Privatwirtschaft, der im Januar im fünften Monat in Folge gesunken ist. Der PMI Composite gab um 0,4 auf 50,7 Punkte nach und liegt nun auf dem niedrigsten Wert seit Juli 2013, aber immer noch knapp im Expansionsbereich, der von Werten oberhalb der 50-Punkte-Schwelle signalisiert wird. Dabei ging die Stimmung in beiden Sektoren zurück, am kräftigsten in der Industrie.Ökonomen hatten zwar ein Plus auf 51,4 Zähler erwartet, mit dem Abgleiten der Eurozone in die Rezession rechnen sie aber nicht. Diese Einschätzung wird auch in der Europäischen Zentralbank (EZB) geteilt: EZB-Präsident Mario Draghi bezeichnete gestern in der Pressekonferenz nach der Ratssitzung die Risiken für die Wachstumsaussichten als “nach unten gerichtet”. Im Dezember galten sie noch als “weitgehend ausgeglichen” (siehe Bericht auf dieser Seite). Gerade die weiterhin sehr expansive Geldpolitik der EZB ist für Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil ein Hauptgrund, warum er keine Rezession erwartet. Zudem dürfte auch der Gegenwind vom Export im Jahresverlauf nachlassen und der globale Industriesektor von den Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Stützung der heimischen Wirtschaft profitieren.Momentan aber leiden vor allem die exportstarken deutschen Unternehmen unter der derzeit strauchelnden chinesischen Wirtschaft, analysiert VP-Bank-Chefökonom Thomas Gitzel. So fiel der PMI für das deutsche verarbeitende Gewerbe vor allem wegen des Minus beim Auftragseingang – das erste seit mehr als vier Jahren – von 51,5 auf 49,9 Punkte und damit erstmals seit November 2014 unter die Expansionsschwelle. Da der Indikator der Dienstleister aber von 51,8 auf 53,1 Punkte stieg, legte auch der PMI Composite um 0,5 auf 52,1 Zähler zu. Dies ist aber immer noch der zweitschwächste Wert seit Dezember 2014.In Frankreich drückten vor allem die Proteste der “Gelbwesten” den Dienstleistern auf die Stimmung. Deren Index fiel von 49,0 auf 47,5 Punkte, während das Industrie-Barometer von 49,7 auf 51,2 Zähler kletterte. Der PMI Composite fiel von 48,7 auf 47,9 Zähler. In den übrigen von der Umfrage erfassten Ländern fiel IHS Markit zufolge das Wirtschaftswachstum so schwach aus wie seit November 2013 nicht mehr.”Aufgrund der erstmals seit über vier Jahren rückläufigen Nachfrage näherte sich die Eurozone im Januar der Stagnation weiter an”, kommentierte Chris Williamson, Chefvolkswirt von IHS Markit, das vorläufige Ergebnis der monatlichen Umfrage. Als Ursache macht er die anhaltende Krise des Automobilsektors, Sorgen wegen des Brexit, Handelsstreitigkeiten und die Proteste in Frankreich aus.