EU knöpft sich erneut Finanzdienste für Verbraucher vor

Brüssel legt Schwerpunkt auf Portabilität und Transparenz - Grünbuch im Dezember

EU knöpft sich erneut Finanzdienste für Verbraucher vor

fed Frankfurt – Die EU-Kommission startet Vorarbeiten für neue regulatorische Vorgaben in Bezug auf Verbraucher-Finanzdienste – obwohl die EU erst jüngst viele zusätzliche Anforderungen beschlossen hat. In einem sogenannten Grünbuch, also der Zusammenstellung von Überlegungen und Optionen, gibt die EU-Kommission anders als in früheren Fällen zwar noch keine eindeutige strategische Linie – wie etwa eine weitreichende Standardisierung – vor.Allerdings deutet sie an, dass für sie die Portabilität von Finanzprodukten sowie noch umfangreichere Transparenzpflichten und Vergleichsmöglichkeiten im Zentrum stehen, um es Verbrauchern zu erleichtern, Retail-Finanzdienste von Anbietern in anderen EU-Staaten als ihrem Heimatland zu nutzen. Aus einem Entwurf, der der Börsen-Zeitung vorliegt, geht hervor, dass die EU-Behörde am 9. Dezember mehrere konkrete Vorschläge zur Debatte stellen will. Dazu zählt die Idee, über die beschlossenen Produktinformationsblätter hinaus mehr (standardisierte) Auskünfte über die Angebote zu verlangen. Auch denkt die EU-Kommission über eine Ausweitung obligatorischer Vergleichs-Websites nach und bittet um Vorschläge für geeignete Finanzprodukte.Um die Mitnahme bereits erworbener Finanzprodukte ins EU-Ausland zu vereinfachen, bringt die EU-Kommission mehrere Optionen ins Spiel – wie zum Beispiel die Überlegung, dass Kunden bei Umzug ins EU-Ausland ihre Bankkontonummer behalten können. Eine solche vollständige Portabilität werde in einigen EU-Ländern bereits als “Lösung” gesehen, um den Anbieterwechsel zu erleichtern, heißt es in dem Papier. Damit Arbeitnehmer oder Rentner nach einem Umzug ins EU-Nachbarland ihre Lebens- oder Krankenversicherung behalten können, bietet die EU-Behörde ebenfalls gesetzliche Maßnahmen an, die sie allerdings noch nicht spezifiziert. Außerdem bekräftigt sie den bereits im Aktionsplan Kapitalmarktunion unterbreiteten Vorschlag, ein paneuropäisches Altersvorsorgeprodukt einzuführen.Daneben reagieren die EU-Beamten auf konkrete Beschwerden und Mängel. So enthält der Entwurf die Überlegung, umfassendere Vorgaben für die Offenlegung des Wechselkurses beim Einkauf in EU-Staaten zu verlangen, die nicht den Euro als Währung haben – wohl weil Kunden schlechte Erfahrungen gemacht haben. Und um das Vertrauen in ausländische Autoversicherungen zu stärken, wirbt die EU-Kommission für eine Ausweitung formalisierter Schlichtungsverfahren. Parallel zu den Bemühungen des Digitalkommissars und der Binnenmarktkommissarin gegen “geo-blocking” will schließlich auch EU-Finanzmarktkommissar Jonathan Hill in seinem Verantwortungsbereich stärker gegen den oft noch üblichen Ausschluss von Kunden ohne Wohnsitz im Land des Anbieters vorgehen.