EU-Kommission will 275-Euro-Preisdeckel für Gasbörse
ahe
Die EU-Kommission hat ihren Vorschlag für einen zeitlich befristeten Marktkorrekturmechanismus auf dem Gas-Großhandelsmarkt mit einem konkreten Gesetzesvorschlag unterfüttert. Demnach soll an der niederländischen TTF, dem maßgeblichen Handelsplatz für Gas in der EU, für bestimmte Derivate ein Preisdeckel von 275 Euro je Megawattstunde (MWh) eingeführt werden. Dieser soll für Kontrakte für einen Monat im Voraus vereinbarte Lieferungen gelten. Der Spotmarkt und auch die außerbörslichen Geschäfte auf dem OTC-Markt blieben von dem neuen Korrekturmechanismus unberührt.
Wie EU-Energiekommissarin Kadri Simson in Straßburg erläuterte, soll der Preisdeckel die Volatilität auf den europäischen Gasmärkten verringern und gleichzeitig die Gasversorgung sicherstellen. Der Gaspreis TTF (Title Transfer Facility) hatte Ende August zeitweise Rekordwerte von 350 Euro je MWh erreicht. Aktuell liegt er bei etwa 116 Euro.
Dem Vorschlag der Kommission zufolge, den am Donnerstag die EU-Energieminister auf einem Sondertreffen beraten werden, würde der Deckel automatisch greifen, wenn der Börsenpreis zwei Wochen lang die Marke von 275 Euro je Megawattstunde übersteigt und gleichzeitig mindestens 58 Euro oberhalb der Preise am Weltmarkt für Flüssiggas (LNG) liegt. Als Starttermin ist der 1. Januar 2023 vorgesehen. Der Marktkorrekturmechanismus soll zunächst auf ein Jahr begrenzt sein. Um Engpässe bei der Versorgung zu vermeiden, soll der Preisdeckel regelmäßig überprüft und jederzeit außer Kraft gesetzt werden können.
Konkret ist nun geplant, dass die Agentur für die Zusammenarbeit der europäischen Energieregulierungsbehörden (ACER) unverzüglich eine Marktkorrekturmeldung veröffentlicht, sobald die Bedingungen für ein Eingreifen erfüllt sind. EU-Kommission, die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) und die Europäische Zentralbank (EZB) müssen informiert werden. Am folgenden Tag tritt der Preiskorrekturmechanismus dann in Kraft. Die betroffenen Kontrakte können dann nicht mehr gehandelt werden.
Derzeit ist geplant, dass die EU-Staaten dem neuen Mechanismus am 19. Dezember zustimmen. Die Bundesregierung möchte in den Verhandlungen eine flexible und keine feste Preisobergrenze vereinbaren. Auch das von der EU-Kommission vorgeschlagene Gaseinsparziel von nun verpflichtenden 15% würde Berlin gerne auf 25% noch deutlich erhöhen.
(Börsen-Zeitung,