EU wächst um ein Problemland
fed Brüssel – Die Europäische Union wird am 1. Juli um ein neues Mitglied erweitert: Kroatien. Es dürfte die letzte Aufnahme für eine längere Zeit werden, denn die Türkei und Mazedonien oder gar Montenegro, Serbien und Island werden – wenn überhaupt – noch einige Jahre brauchen, bis ihnen der EU-Mitgliedsausweis ausgestellt wird.Mit Kroatien tritt ein Land der Gemeinschaft bei, das mittlerweile seit einigen Jahren mit schweren wirtschaftlichen Problemen kämpft. Die Wirtschaftskraft des Landes wird mit einem Bruttoinlandsprodukt in der Größenordnung von 45 Mrd. Euro lediglich 0,4 % zum gesamten Bruttoinlandsprodukt (BIP) der EU beitragen. Zum Vergleich: Kroatien erwirtschaftet somit weniger als Frankfurt. Vielleicht sinkt der Anteil der kroatischen Wirtschaft am europäischen BIP sogar noch weiter. Denn das Land ist mit einer zähen Rezession konfrontiert und wird wohl auch im laufenden Turnus erneut mit einem Minus abschließen. Erst für 2014 rechnen Volkswirte mit einer Erholung – allerdings auf niedrigem Niveau. Die Arbeitslosenquote liegt in Kroatien mit fast 16 % über dem Durchschnitt in der EU.Ein weiteres Problem des Landes ist die anhaltend hohe Neuverschuldung. Seit Jahren pendelt die Defizitquote um die Marke von 5 % des BIP. Entsprechend steigt der Schuldenberg stetig. Lag die Schuldenquote vor vier Jahren noch bei – im EU-Vergleich – niedrigen knapp 36 %, so droht der Staat im nächsten Jahr die Maastrichter Marke von 60 % des BIP zu überschreiten. Anhaltend hohe Defizite in der Dauerrezession zeigen ihre Wirkung. Problematisch ist schließlich, dass auch die privaten Haushalte recht hoch verschuldet sind. Immerhin hat zuletzt der Außenhandel einen positiven Beitrag zur Wachstumsrechnung geliefert. Das lag aber wohl vor allem an gesunkenen Einfuhren und einem lebhaften Fremdenverkehrsgeschäft in Istrien und Dalmatien. Mit den kroatischen Bürgern wächst die Bevölkerung der Europäischen Union um 4,5 Millionen auf dann 508 Millionen Menschen.