EZB-Wirtschaftsbericht

Euro-Arbeitsmarkt lässt Coronakrise hinter sich

Der Euro-Arbeitsmarkt lässt die Coronakrise hinter sich. Die Erwerbstätigkeit steigt, vor allem dank einer stärkeren Zuwanderung. Das könnte sich laut einem EZB-Forschungsbericht auch dämpfend auf den Lohndruck auswirken.

Euro-Arbeitsmarkt lässt Coronakrise hinter sich

Euro-Arbeitsmarkt lässt Coronakrise hinter sich

EZB-Analyse: Zustrom ausländischer Arbeitskräfte als positiver Faktor – Lohndruck lässt nach

ast Frankfurt

Der Euro-Arbeitsmarkt hat das Tief der Pandemie hinter sich gelassen. So liest sich ein Vorab-Kapitel aus dem neuen EZB-Wirtschaftsbericht. Die Experten schreiben darin, die Erwerbsbevölkerung habe sich erholt. Ausschlaggebend für diesen positiven Trend sei der Zuzug ausländischer Arbeitskräfte gewesen und nicht etwa eine sinkende Arbeitslosigkeit im gemeinsamen Währungsraum. Der aktuelle Trend könnte sich zudem dämpfend auf den Lohndruck auswirken. Dieser rückt angesichts der anhaltend zu hohen Inflation zunehmend in den Fokus der Notenbanker.

Drittstaaten sorgen für Dynamik

Die Erwerbsbevölkerung liegt den EZB-Autoren zufolge über dem Niveau vor der Pandemie, das sie bereits Ende des vergangenen Jahres erreicht hatte (siehe Grafik). Im Juni dieses Jahres lag die Zahl der Erwerbspersonen etwa 3,8 Millionen über dem Stand von Januar 2020. Eine Analyse auf Grundlage der EU-Arbeitskräfteerhebung, die vierteljährlich veröffentlicht wird, zeigt demnach, dass Arbeitsmigranten insbesondere aus Drittstaaten, also Ländern außerhalb der EU, eine wichtige Rolle für die Dynamik der Erwerbsbevölkerung spielten. So ging Letztere in der ersten Phase der Pandemie stärker zurück als die Erwerbsbevölkerung insgesamt. Grund dürften hier die Reisebeschränkungen zur Bekämpfung der Ausbreitung des Coronavirus gewesen sein. Dafür entfielen vom ersten Quartal 2021 bis zum Auftaktquartal 2023 ganze 41% des Anstiegs der Erwerbsbevölkerung auf ausländische Arbeitskräfte. In diesem Zeitraum stieg ihr Anteil laut den EZB-Experten von 10,3% auf 11,4%.

Ein weiterer Faktor für den positiven Beschäftigungstrend ist der zunehmende Anteil neuer Beschäftigter, die zuvor nicht erwerbstätig waren. Hingegen waren nur etwa 37% der Neueinstellungen in der ersten Jahreshälfte 2023 arbeitslos. Daraus leiten die EZB-Forschenden einen möglicherweise sinkenden Lohndruck ab. Denn Arbeitnehmer, die neu in die Erwerbstätigkeit starten, sind Daten des Statistikamts Eurostat zufolge häufiger weiblich, arbeiten eher in Teilzeit und haben im Durchschnitt ein niedrigeres Arbeitseinkommen.

Weniger Anspannung

Die höhere Erwerbsbeteiligung von zuvor nicht erwerbstätigen Personen kann den EZB-Forschenden zufolge zudem die Anspannung auf dem Arbeitsmarkt mildern. Und auch zu einer Dämpfung des Lohnwachstums beitragen. Denn wenn der positive Trend der Erwerbstätigkeit nicht durch einen Nachfrageschock – also die stärkere Nachfrage nach hochqualifizierten Arbeitskräften von Unternehmen – ausgelöst wird, sondern durch einen Angebotsschock, der durch den Zustrom von Migranten verursacht wird, könnten die Lohnforderungen im Durchschnitt sinken, heißt es in der Analyse.

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