Euro-Banken decken sich mit billigem EZB-Geld ein

Überschussliquidität geht in Richtung 3 Bill. Euro

Euro-Banken decken sich mit billigem EZB-Geld ein

ms Frankfurt – Bei der neuesten EZB-Geldspritze für die Banken im Euroraum haben die Institute erneut kräftig zugelangt. Insgesamt 174,5 Mrd. Euro gehen im Zuge des fünften sogenannten TLTRO III für drei Jahre an die Institute, wie die Europäische Zentralbank (EZB) gestern mitteilte. Das liegt zwar deutlich unterhalb der Rekordsumme von 1,31 Bill. Euro beim vierten dieser Geschäfte im Juni. Das war aber allgemein erwartet worden – und die neue Summe liegt am oberen Ende der Vorabschätzungen. Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte das neue Geschäft also als Erfolg verbuchen.Die gezielten Langfristrefinanzierungsgeschäfte TLTRO III (Targeted Longer-Term Refinancing Operations) sind Teil des beispiellosen EZB-Maßnahmenpakets gegen die Coronakrise und die Jahrhundertrezession im Euroraum. Die Geldspritzen sollen den dauerhaften Zugang von Firmen und Haushalten zu Bankkrediten sichern. Im April hatte der EZB-Rat die Konditionen für die Gelder noch einmal deutlich günstiger gestaltet als ohnehin schon. Für Banken, die das Volumen ihrer Kreditvergabe aufrechterhalten, liegt der fällige Satz unterm Strich bei – 1,0 %. Banken bekommen de facto Geld dafür, dass sie sich Geld bei der EZB leihen.Bei der ersten Zuteilung nach der Nachbesserung der Konditionen im Juni hatten die Banken 1,31 Bill. Euro nachgefragt – so viel wie nie zuvor bei einem derartigen Geschäft. Da die Mehrzahl der Banken damals das maximal abrufbare Tendervolumen ausgeschöpft haben dürfte, war erwartet worden, dass die Summe dieses Mal deutlich niedriger liegen würde. Zudem war der damalige Wert auch durch vorzeitige Tilgungen älterer Kredite verzerrt. Netto lag die Zuteilung im Juni bei 560 Mrd. Euro gegenüber jetzt 164 Mrd. Euro, wie die LBBW vorrechnete.”Trotz des Rückgangs ist der erneut deutlich dreistellige Milliardenwert aus Sicht der EZB ein gutes Zeichen bezüglich der Wirksamkeit ihrer geldpolitischen Instrumente”, sagte LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert. Die Euro-Notenbanker heben immer wieder auch die Bedeutung dieser Geldspritzen hervor – neben den beispiellosen Anleihenkäufen und den Null- und Negativzinsen.Mit der neuerlichen Geldspritze und angesichts der anhaltenden Anleihenkäufe dürfte die Überschussliquidität im Euroraum absehbar über die Marke von 3 Bill. Euro klettern. Diese Liquiditätsflut sollte auch am Geldmarkt den Druck insbesondere auf den Drei-Monats-Euribor aufrechterhalten. Er war in der vergangenen Woche bereits auf das Rekordtief von rund 0,51 % gerutscht – und damit noch unter den EZB-Einlagezins von aktuell – 0,5 %.Angesichts der Belastungen durch das Niedrigzinsumfeld und drohender Schwierigkeiten bei einer möglichen Pleitewelle bei Unternehmen fordern viele Bankvertreter und auch einige Volkswirte, dass die EZB die Ausnahmen vom negativen Einlagezins ausweitet. Die EZB hat einen Staffelzins (“Tiering”) eingeführt, so dass ein Teil der Einlagen der Banken vom “Strafzins” befreit ist. Zuletzt haben EZB-Vertreter eher keinen Handlungsbedarf bei dem Thema gesehen. Die DZ Bank etwa erwartet aber eine Änderung der Position “in den kommenden Monaten”.