Euro-Banken werden bei Kreditvergabe restriktiver
ms Frankfurt – Für Unternehmen im Euroraum ist es Ende 2020 erneut schwieriger geworden, an einen Bankkredit zu kommen. Die Geldinstitute verschärften laut einer gestern veröffentlichten Umfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) die Kreditstandards wie schon im dritten Quartal – und sie erwarten das Gleiche auch für das erste Quartal 2021. Als Grund führten sie insbesondere die schlechteren Konjunkturperspektiven in der zweiten Coronawelle an. Zugleich hat die Kreditnachfrage von Unternehmen in der Eurozone laut Umfrage erneut nachgelassen.Die Umfrage dürfte die Sorgen in der EZB vor einer Kreditklemme, die die konjunkturelle Schwäche verstärken oder aber dem erhofften Aufschwung im Jahresverlauf im Weg stehen könnte, nähren oder sogar noch einmal verstärken. Die Euro-Hüter dürften sich deshalb in ihrem ultraexpansiven Kurs bestätigt sehen und weiter ihre Handlungsbereitschaft betonen. Der EZB-Rat tagt am morgigen Donnerstag zum ersten Mal in diesem Jahr. Der Bank Lending Survey (BLS) war auch deshalb mit Spannung erwarten worden. Im besonderen Fokus steht aktuell die Kreditvergabe an Unternehmen.Laut der vierteljährlichen Umfrage gaben netto 25 % der 143 befragten Institute an, dass sie bei den Kreditstandards für Unternehmen strikter geworden seien (siehe Grafik). Als Gründe nannten die Banken unter anderem eine Verschlechterung der allgemeinen wirtschaftlichen Aussichten und eine größere Vorsicht vor dem Hintergrund der wieder strengeren Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Infektionsgeschehens. Für das Auftaktquartal im neuen Jahr wird mit einer weiteren Verschärfung der Kreditrichtlinien gerechnet. Als besonderes Risiko gilt vielen Notenbankern und Ökonomen, dass die Banken gerade dann restriktiv werden könnten, wenn es im Aufschwung mehr Kredite braucht.Wie bereits im dritten Quartal hat zudem auch Ende 2020 die Nachfrage der Unternehmen nach Bankkrediten nachgelassen – und das sogar noch einmal stärker. Die Nachfrage im zweiten Quartal war aber auch getrieben von dem enormen Bedarf der Unternehmen nach Notfallliquidität in der ersten Coronawelle. Die befragten Banken rechnen nun damit, dass die Kreditnachfrage der Firmen im ersten Quartal des laufenden Jahres wieder moderat anzieht.Die ausreichende Versorgung der Unternehmen mit Liquidität hat aktuell eine zentrale Bedeutung für die Überlegungen der Euro-Notenbanker und für die von ihnen gewährten Nothilfen wie etwa die Geldspritzen für Banken (TLTROs). Nach der erneuten starken Lockerung der Geldpolitik Mitte Dezember wird für Donnerstag und die nächsten Monate eher mit einem Stillhalten der Euro-Hüter gerechnet.DIW-Präsident Marcel Fratzscher geht aber fest von weiteren EZB-Hilfen für die Wirtschaft aus. “Muss die Geldpolitik nachlegen? Ja, ich denke, sie wird es tun, auch in der Eurozone”, sagte Fratzscher am Montagabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). Die EZB könne das Corona-Notfallanleihekaufprogramm PEPP erneut ausweiten, den Zinsausblick (Forward Guidance) verstärken und bei den TLTROs nachlegen.