Euro-Hüter heizen Spekulationen an

EZB: Bei Lockerung zählt auch Qualität, nicht nur Quantität - Neue Umfrage

Euro-Hüter heizen Spekulationen an

ms Frankfurt – Während sich bei Marktteilnehmern und Volkswirten die Erwartung an eine deutliche Aufstockung des EZB-Corona-Anleihekaufprogramms PEPP weiter verfestigt, scheinen die Euro-Notenbanker zumindest bemüht, den Fokus auch auf andere Faktoren als nur auf das reine Volumen einer möglichen Aufstockung zu lenken. Zugleich machen die Euro-Hüter klar, dass die jüngsten positiven Nachrichten zu Corona-Impfstoffen kaum etwas ändern an der avisierten geldpolitischen Lockerung im Dezember.Der EZB-Rat hat für das Treffen am 10. Dezember ein neues Maßnahmenpaket gegen die Folgen der Coronakrise in Aussicht gestellt. Er reagierte damit auf die erneute Zuspitzung der Pandemie und die Sorge vor einer neuerlichen Rezession im Euroraum als Folge der Eindämmungsmaßnahmen. Unklar ist aber noch, wie das Paket genau aussehen wird. Die Notenbanker haben vor allem das Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) und die langfristigen Geldspritzen für die Banken (TLTRO III) im Blick.Laut einer gestern veröffentlichten Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters erwarten 47 der befragten Volkswirte im Mittel eine PEPP-Erhöhung um 500 Mrd. Euro. Die höchste Schätzung lag bei 750 Mrd. Euro, die niedrigste bei 200 Mrd. Euro. Bereits im Juni hatte der EZB-Rat das ursprüngliche Kaufvolumen von 750 Mrd. Euro um 600 Mrd. Euro auf 1,35 Bill. Euro aufgestockt und PEPP über Ende 2020 hinaus bis Mitte 2021 verlängert. Laut der Umfrage rechnen 41 Ökonomen damit, dass die EZB PEPP nun bis Ende 2021 verlängern wird. Sechs Volkswirte erwarten sogar eine Verlängerung bis ins Jahr 2022 hinein. PEPP-Aufstockung kommtEZB-Granden bestätigen mit Wortmeldungen zwar die Erwartungen an eine PEPP-Aufstockung. Zugleich scheinen sie aber zu versuchen, auch andere Faktoren als das schiere Volumen in den Vordergrund zu stellen. Die Botschaft lautet, dass das Wichtigste an den Anleihekäufen die Zeitspanne und der Einsatz seien und wie sie sich in ein breiteres Instrumentarium einfügen, dessen andere Elemente noch wirkungsvoller sein könnten. “Es ist nicht so sehr die Gesamtzahl, die zählt”, so etwa Chefvolkswirt Philip Lane diese Woche im portugiesischen Fernsehen.”Was wirklich wichtig ist, ist, dass wir sicherstellen, dass die Finanzierungsbedingungen stabil sind und der wirtschaftlichen Erholung, so wie sie kommt, förderlich sind”, sagte auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Dienstag auf einem Bloomberg-Forum. Die Wirtschaftsakteure müssten “nicht nur wissen, dass das Finanzierungsniveau vorhanden sein wird, sondern auch, dass es für einen ausreichend langen Zeitraum zur Verfügung stehen wird”.Neben den PEPP-Käufen stehen da insbesondere die TLTROs im Mittelpunkt. Der Reuters-Umfrage zufolge gehen 37 Volkswirte davon aus, dass die EZB im Dezember auch die Bedingungen ihrer Geldspritzen verändern wird. Elf Experten erwarten das nicht. 37 der Volkswirte rechnen zudem damit, dass die EZB ein neues, bislang ungenutztes geldpolitisches Instrument einsetzen wird. Elf Experten meine das allerdings nicht.In jedem Fall machten Lagarde und andere zuletzt deutlich, dass die Aussicht auf einen möglichen Corona-Impfstoff nichts daran ändere, dass der Rat auf eine neuerliche Lockerung zusteuert. Vor diesen positiven Nachrichten habe es auch negative Nachrichten gegeben, sagte Lagarde auch am Dienstag erneut.