DIE EZB IM BRENNPUNKT

Euro-Hüter mit mehr Zuversicht für Wirtschaft

Geldpolitik noch für längere Zeit ultralocker

Euro-Hüter mit mehr Zuversicht für Wirtschaft

ms Frankfurt – In der Europäischen Zentralbank (EZB) nimmt die Zuversicht hinsichtlich des Wachstums- und Inflationsausblicks für den Euroraum weiter langsam zu. Zugleich attestieren die Euro-Währungshüter aber weiterhin große Abwärtsrisiken für das eigene Basisszenario moderaten Wachstums – und sie sehen deswegen noch auf längere Sicht die Notwendigkeit, an der ultralockeren Geldpolitik festzuhalten. So lässt sich die konjunkturelle und geldpolitische Botschaft nach der gestern zu Ende gegangenen Zinssitzung des EZB-Rats zusammenfassen. Risikobalance unverändertVor der Sitzung war vereinzelt spekuliert worden, dass sich der EZB-Rat noch optimistischer zeigen und die Risiken für das Wachstum als nahezu ausgeglichen bezeichnen könnte – dass die Gefahr, dass es schlechter als angenommen kommt, also nicht mehr als größer eingeschätzt wird als die Chance, dass es besser kommt. Das gilt für die Zukunft als ein erster Schritt, um dann die in der Forward Guidance zum Ausdruck gebrachte Neigung zu einer noch expansiveren Geldpolitik zu streichen.Der EZB-Rat hielt aber nun in seinem Statement an der Formulierung fest, dass die Risiken für den Wachstumsausblick “nach wie vor abwärtsgerichtet” seien. Zugleich erklärte er jedoch wie bereits nach der Sitzung Mitte Dezember, dass sich diese Risiken “abgeschwächt” hätten – wobei nun auch das Wort “etwas” weggelassen wurde. EZB-Präsidentin Christin Lagarde verwies insbesondere auf positive Entwicklungen bei den globalen Handelskonflikten wie die erste Teileinigung zwischen den USA und China. Sie sagte, dass es eine Debatte gegeben habe, die Risikobalance als ausgeglichen zu bezeichnen. Letztlich kam es dazu aber nicht.Mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung hat der EZB-Rat weitere Anzeichen für eine Stabilisierung ausgemacht – auch wenn die Schwäche in der Industrie weiter belaste. Die jüngsten Daten unterstützten das EZB-Basisszenario eines moderaten Wachstums. Kurzfristig werde sich das Wachstum im Bereich der vergangenen Quartale bewegen. Im dritten Quartal 2019 hatte das Plus bei 0,3 % gelegen, nach zuvor 0,2 %.Eher zuversichtlich äußerte sich der EZB-Rat auch zur Kreditvergabe. Die jüngste Abschwächung bei den Ausleihungen an Unternehmen spiegele wahrscheinlich einen verzögerten Effekt der vergangenen Konjunkturabschwächung wider. Die Kreditvergabe an Unternehmen und Haushalte verzeichne weiter ein “solides Wachstum”, und die Kreditzinsen der Banken seien “sehr niedrig”. Schwächere Daten von der Kreditfront hatten einige Beobachter spekulieren lassen, die EZB könne sich in der näheren Zukunft doch gezwungen sehen nachzulegen – über Zinssenkungen oder andere Kredithilfen.Zum Inflationsausblick erklärte der EZB-Rat, es gebe bei den Messgrößen der zugrunde liegenden Inflation “weitere Hinweise darauf, dass sie im Einklang mit den bisherigen Erwartungen leicht ansteigen”. Indikatoren für die Inflationserwartungen lägen weiter auf niedrigem Niveau, sie hätten sich aber zuletzt stabilisiert oder sogar zugelegt. Für die nächsten Monate sei mit Inflationsraten rund um den Wert von 1,3 % im Dezember zu rechnen. Zinsausblick unangetastetAngesichts dieser Einschätzungen betonte der EZB-Rat erneut “die Notwendigkeit eines weiterhin äußerst akkommodierenden geldpolitischen Kurses für einen längeren Zeitraum”. Konkret hielt er an der Forward Guidance fest, dass die Leitzinsen “so lange auf ihrem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben werden”, bis sich die Inflation nachhaltig Richtung knapp 2 % entwickelt. Zugleich bleibt es auf unbegrenzte Zeit bei Anleihekäufen in Höhe von monatlich rund 20 Mrd. Euro. Der Rat betonte zudem erneut, notfalls alle Instrumente einsetzen zu wollen, um das Inflationsziel zu erreichen.