Euro-Industrie bleibt im Krisenmodus
Euro-Industrie bleibt im Krisenmodus
Einkaufsmanagerindex sinkt im Oktober – Aggressiverer Jobabbau
ba Frankfurt
Die Euro-Industrie kommt aus dem Formtief einfach nicht heraus. Die endgültigen Ergebnisse der Einkaufsmanagerumfrage zeigen, dass die Industrieunternehmen in der Krise stecken und sich allenfalls eine Bodenbildung abzeichnet – wobei diese allerdings Voraussetzung für den Beginn einer Erholung ist, wie Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt des S&P-Partners Hamburg Commercial Bank, mit Blick auf die Geschichte betont. In der ersten Hälfte des kommenden Jahres könne es so weit sein.
Leichte Aufwärtskorrektur
Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Euro-Industrie sank im Oktober um 0,3 Punkte auf ein Drei-Monats-Tief von 43,1 Zählern, wie S&P Global mitteilte. Die Erstschätzung lag noch 0,1 Punkte niedriger. Das Stimmungsbarometer notiert damit den sechsten Monat in Folge unter der Marke von 50 Punkten, ab der Wachstum angezeigt wird. Es signalisierte damit aber auch, dass sich die Talfahrt nochmals leicht beschleunigt hat und der Sektor tief im rezessiven Bereich verharrt.
Unterindizes auf Tiefstwerten
Dabei beschleunigten sich die ohnehin schon starken Rückgänge bei Auftragseingang, Einkaufsmenge und Auftragsbestand nochmals. Laut S&P lag jeder dieser Unterindizes auf einem der tiefsten Werte seit Umfragebeginn. Dies sei "ein weiterer Beleg für die ausgeprägte Wachstumsschwäche" der Industrie im gemeinsamen Währungsraum. Zudem sackte der Ausblick auf ein Elf-Monats-Tief ab. Die Einkaufspreise gaben erneut nach – zum mittlerweile achten Mal – und sorgten auch für niedrigere Verkaufspreise. Allerdings fiel hier in beiden Fällen das Tempo etwas niedriger aus als zuletzt.
Aggressiver Personalabbau
Bemerkenswert findet de la Rubia, dass die Unternehmen im Oktober "viel aggressiver Personal abbauten als im Vormonat". Der Stellenabbau fiel so so stark aus wie zuletzt im August 2020, als die Sorgen wegen der Corona-Pandemie groß waren. Allerdings, so betont der Chefvolkswirt, ist der Beschäftigungsindex in besserer Verfassung als der PMI – in den Jahren zwischen 2011 und 2019 hatten sich beide Indizes synchron bewegt. Ursächlich sei der chronische Fach- und Arbeitskräftemangel. Angesichts der Zurückhaltung bei Entlassungen werde der Jobmarkt aktuell nicht so stark in Mitleidenschaft gezogen wie bisher in schwierigen Zeiten.
Auch im Oktober zeigte sich die Wachstumsschwäche mit Ausnahme Griechenlands in allen von der Umfrage erfassten Ländern. "Es sieht so aus, als würden sich die Länder der Eurozone gegenseitig herunterziehen", erklärte de la Rubia. Er erwartet, dass die Industrie in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien auch im vierten Quartal schrumpfen wird. Deutschland trägt dabei seit Juli die rote Laterne.