Industrieproduktion

Euro-Industrie drosselt Fertigung

Die anhaltenden Materialengpässe haben die Produktion der Industrie im Euroraum im August kräftig gebremst. Nachdem die deutschen Fertigungsdaten schwach ausgefallen waren, war der Rückgang um 1,6% allerdings absehbar.

Euro-Industrie drosselt Fertigung

ba Frankfurt

Die stark unter den Materialengpässen und den hohen Energiepreisen leidende Euro-Industrie hat im August die Produktion deutlich gedrosselt. Ökonomen erwarten dennoch, dass die Produktion demnächst wieder zulegt, da der Einkaufsmanagerindex zwar seinen Höhepunkt überschritten haben dürfte, mit einem Wert von über 50 Punkten – im September waren es 58,6 – aber weiter Expansion sig­nalisiert.

Daten des Statistikamts Eurostat zufolge haben die Industrieunternehmen im Euroraum 1,6% weniger hergestellt als im Vormonat. Ökonomen hatten mit einem Rückgang in dieser Größenordnung gerechnet, nachdem die Produktion in der größten Volkswirtschaft des gemeinsamen Währungsraums, Deutschland, kräftig eingebrochen war. Der stärkste monatliche Rückgang seit Beginn der Coronakrise im Frühjahr 2020 folgte auf Produktionsausweitungen von 1,4% im Juli und 0,2% im Juni. Verglichen mit August 2020, als die Corona-Pandemie die Produktion noch stärker belastet hatte, stieg die Gesamtfertigung um 5,1%.

Im August drosselten insbesondere die Hersteller von Investitionsgütern wie Maschinen und Fahrzeugen den Output. Der Rückgang von 3,9% zum Juni ist insbesondere auf die Probleme der Automobilbranche zurückzuführen, die die Engpässe bei Halbleitern und anderen wichtigen Vorprodukten besonders stark zu spüren bekommt. Mittlerweile wird erwartet, dass sich die Probleme frühestens Mitte kommenden Jahres lösen werden. Erst am Dienstag hatte Audi bekannt gegeben, Montagebänder in Neckarsulm und Ingolstadt stillzulegen, Opel will ihr Werk in Eisenach wegen des Chipmangels bis mindestens zum Jahresende schließen. Auch die Produktion von langlebigen Verbrauchsgütern ist deutlich gesunken – um 3,4%. Rückläufig war auch die Fertigung von Vorleistungsgütern (–1,5%) und von Verbrauchsgütern (–0,8%), Zulegen konnte hingegen die Energieherstellung (0,5%).

Mit Blick auf die Länderdaten war es das deutsche verarbeitende Gewerbe, das die Produktion im gemeinsamen Währungsraum nach unten gezogen hat. In Deutschland schrumpfte der Ausstoß – ebenso wie in Estland – um 4,1%. Aber auch für Malta verzeichnet Eurostat ein kräftiges Minus von 6,3%. Die Produktion ausgeweitet hat hingegen die Indus­trie Litauens und Luxemburgs (+2,9% bzw. +2,1%).

Unterdessen warnte der Vorsitzende der EU-Handelskammer in China, Jörg Wuttke, dass europäische Unternehmen in China zunehmend unter der Energieknappheit und deswegen angeordneten Stilllegungen von Betrieben in vielen Regionen des Landes litten. Die Probleme dürften sich mit der bevorstehenden Heizperiode verschärfen und eine Weile andauern, warnte er. Die Rationierungen werden nach seiner Einschätzung bis mindestens März bestehen bleiben.