Produktion

Euro-Industrie legt einen Zahn zu

Die Industrie im Euroraum hat im Januar den Rücksetzer vom Ende vergangenen Jahres mehr als nur ausgeglichen. Einerseits wurde die Fertigung mit +0,8% im Vormonatsvergleich deutlich stärker als erwartet ausgeweitet, wie das Statistikamt Eurostat am...

Euro-Industrie legt einen Zahn zu

ba/ms Frankfurt

Die Industrie im Euroraum hat im Januar den Rücksetzer vom Ende vergangenen Jahres mehr als nur ausgeglichen. Einerseits wurde die Fertigung mit +0,8% im Vormonatsvergleich deutlich stärker als erwartet ausgeweitet, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag mitteilte. Ökonomen hatten zwar mit einer Gegenbewegung gerechnet, aber nur ein Wachstum von 0,5% prognostiziert. Andererseits fiel auch der Rücksetzer vom Dezember – der erste seit dem harten Lockdown im März und April 2020 – weit weniger stark aus als zunächst gemeldet: Statt einer Drosselung um 1,6% war der Output nur um 0,1% gesunken. Hintergrund dürften die Daten aus Irland gewesen sein: Die irische Industrie hatte dem nationalen Statistikamt zufolge den Ausstoß im Dezember um revidiert 4,4 (zunächst: 24,8)% gesenkt nach einem Plus von revidiert 41,9 (zuvor: 50,6)% im November. Das irische Statistikamt CSO führt derzeit eine Überprüfung der saisonalen Anpassungsmethode für industrielle Produktion und Umsatz durch.

Unter den Mitgliedstaaten verzeichneten Luxemburg (+3,8%), Griechenland und Frankreich (beide +3,4%) sowie Belgien (+3,1%) die höchsten Wachstumsraten im Mo­natsvergleich. Die stärksten Rückgänge wurden laut Eurostat in Estland und Lettland (beide −1,5%), Portugal (−1,3%) und Spanien (−0,7%) beobachtet. In Italien (+1,0%) hat die Regierung am Freitag wieder strengere Restriktionen beschlossen: Vom 3. bis zum 5. April gelten im gesamten Land die Regeln der sogenannten roten Zone – quasi der Lockdown. Außerdem sollen bereits von diesem Montag an Regionen, in denen der Wocheninzidenzwert die Schwelle von 250 Fällen je 100000 Einwohner überschreitet, automatisch in die rote Zone fallen.

Die neuen Daten kamen, einen Tag nachdem die Europäische Zentral­bank (EZB) verstärkte An­leihekäufe im Kampf gegen den Anstieg der Euro-Staatsanleiherenditen beschlos­sen hatte. Im Zuge des 1,85-Bill.-Euro-Programms will die EZB im nächsten Quartal deutlich mehr kaufen als zuletzt. Das soll günstige Finanzierungsbedingungen für die Wirtschaft sichern.

Eine neuerliche PEPP-Aufstockung steht dabei erst einmal nicht auf der Agenda. Das betonte am Freitag auch Frankreichs Notenbankchef François Villeroy de Galhau. „Wir haben einfach wiederholt, dass wir flexibel sind, wenn es nötig ist“, sagte er: „Wenn die Finanzierungsbedingungen natürlich günstig sind, können wir weniger kaufen. Wenn es eine Spannung gibt, müssen wir mehr kaufen.“ Das estnische Ratsmitglied Madis Muller sagte am Freitag, man solle den Renditeanstieg nicht überbewerten. Die Finanzierungskosten seien weiter sehr niedrig.

Nach dem EZB-Entscheid richten sich nun alle Blicke auf die US-Notenbank Fed am Mittwoch. Sollte die Fed weiter bei ihrem eher gelassenen Kurs gegenüber dem Renditeanstieg bleiben, könnte sich der Renditeabstand zwischen US- und etwa deutschen Anleihen noch stärker ausweiten. Das könnte Investoren aus Euro-Papieren und in US-Papiere treiben. Dann müsste die EZB noch stärker intervenieren, wenn sie einen starken Zinsanstieg verhindern will.

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