Euro-Industrie produziert abermals weniger
Euro-Industrie produziert weniger
Minus von 0,7 Prozent – Energieerzeugung legt kräftig zu
ba Frankfurt
Die Euro-Industrie startet mit einem überraschend starken Produktionsminus in das Schlussquartal. Im Oktober schränkten die Unternehmen die Produktion um 0,7% im Monatsvergleich ein. Ökonomen hatten nach revidiert –1,0 (zunächst: –1,1)% im September zwar den erneuten Rückgang erwartet, allerdings nur in Höhe von 0,3%. Im Vergleich zum Oktober 2022 vermeldet das europäische Statistikamt Eurostat einen Rückschritt von 6,6%. Hier hatten Ökonomen mit der Prognose von –4,6% ebenfalls danebengelegen.
Besonders schwach zeigte sich die Herstellung von Investitionsgütern. Hier verzeichnet Eurostat einen Rückgang um 1,4%. Von Vorleistungsgütern und Verbrauchsgütern wurden jeweils 0,6% weniger gefertigt. Die Produktion von Gebrauchsgütern hingegen legte um 0,2% zu. Den kräftigsten Anstieg gab es bei der Energieerzeugung, die um 1,1% höher als im Vormonat ausfiel. Damit ist allerdings der Rückgang um 1,5% im September noch nicht wieder wettgemacht.
Unter den Mitgliedstaaten verlief de Entwicklung wieder sehr uneinheitlich. Eurostat meldet die stärksten monatlichen Rückgänge für Irland (–7,0%), Malta (–2,5%) und die Niederlande (–2,1%). Die höchsten Anstiege gab es in Griechenland (6,0%) und Portugal (3,8%).
In den größten Euro-Volkswirtschaften drosselte die Industrie ausnahmslos die Produktion. Den kräftigsten Rückgang verzeichnete die Industrie in Spanien mit –0,6%. Ursächlich war vor allem das Minus bei Investitionsgütern wie Maschinen. Danach folgte Frankreich mit –0,3%. Italiens Industrie schränkte die Fertigung um 0,2% ein. Allen voran hatten die Produktion von Holz, Papier und Druck sowie Textilien das Ergebnis belastet. Der Output in Deutschland fiel um 0,1%. Vor allem der Maschinenbau hatte zum fünften Rückgang in Folge beigetragen. Eine solch lang anhaltende Negativserie gab es hierzulande zuletzt 2008, im Jahr der Finanzkrise.
Weg wird weiter
Mit dem erneuten Rückgang der Industrieproduktion hat es die Euro-Wirtschaft schwerer, wieder in Schwung zu kommen. Im Sommer war das Bruttoinlandsprodukt um 0,1% geschrumpft. Ökonomen erwarten für den Schlussabschnitt einen erneuten Rückgang in dieser Größenordnung. Mit zwei Minus-Quartalen in Folge wäre die Euro-Wirtschaft per Definition in einer Rezession. Es steht zu erwarten, dass die Voraussagen für das Wirtschaftswachstum in den Projektionen der Europäischen Zentralbank (EZB) gesenkt werden. Diese werden nach der Sitzung am Donnerstag veröffentlicht. Diesmal dürfte der EZB-Rat die Zinsen unangetastet lassen. Mittlerweile wird die erste Zinssenkung für das zweite Quartal 2024 erwartet – bislang hatte der Markt mit der Jahresmitte gerechnet.