Euro-Industrie steckt in der Krise

Talfahrt beschleunigt sich im Dezember wieder - Stimmung aber etwas besser als zunächst geschätzt

Euro-Industrie steckt in der Krise

ms Frankfurt – Die Industrie in der Eurozone steckt zum Jahreswechsel weiter tief in der Krise. Nach einer Verlangsamung im November beschleunigte sich die Talfahrt des Sektors im Dezember wieder, wie der gestern veröffentlichte finale IHS-Markit-Einkaufsmanagerindex für die Industrie signalisiert. Die Stimmung der Unternehmer trübte sich allerdings nicht ganz so stark ein wie zunächst gedacht.Der Index sank gegenüber November um 0,6 Punkte auf 46,3 Zähler und notierte damit den elften Monat in Folge unterhalb der Marke von 50 Punkten, ab der Wachstum angezeigt wird. Die Vorabschätzung wurde aber um 0,4 Punkte übertroffen. Unter den sieben von der Umfrage erfassten Ländern ist Deutschland mit 43,7 Punkten das Schlusslicht (siehe auch Grafik).Die Industrie ist aktuell das große Sorgenkind im Euroraum und vor allem in der größten Volkswirtschaft Deutschland. Seit Monaten steckt sie in der Rezession und belastet so das Wachstum insgesamt. Die große Angst ist, dass sie auf Dauer auch den Dienstleistungssektor in Mitleidenschaft zieht, der sich bislang gut hält und weiter für Wachstum sorgt. Im dritten Quartal ist die Euro-Wirtschaft um 0,2 % gewachsen.Zuletzt hatten einige Indikatoren wie das Ifo-Geschäftsklima ein etwas besseres Bild gezeichnet. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hatte sich daraufhin etwas zuversichtlicher geäußert. Das neue EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel sprach zum Jahreswechsel im Interview der Börsen-Zeitung von “Signalen einer Stabilisierung im Euroraum”. Das sei “eine gute Nachricht” (vgl. BZ vom 31.12.2019).Der finale Einkaufsmanagerindex zeigt nun aber, dass die Lage trotz einzelner Hoffnungsschimmer weiterhin recht düster und der Weg zu einer nachhaltigen Erholung lang ist. “Angesichts des stärksten Produktionsrückgangs seit 2012 fällt das Jahresende 2019 für die Eurozone-Industrieunternehmen miserabel aus”, sagte Chris Williamson, Chefökonom bei IHS Markit: “Die aktuellen Umfrageergebnisse deuten darauf hin, dass die Produktion im vierten Quartal 2019 um 1,5 % sinkt, was die Konjunktur erheblich belasten dürfte.”Mit 46,4 Punkten fällt der Durchschnittswert für das vierte Quartal nun genauso schlecht aus wie das annähernde Siebenjahrestief im dritten Quartal. In jenem Quartal gab es aber dennoch 0,2 % Wachstum. Nun muss sich zeigen, wie lange andere Sektoren, vor allem der private Konsum, die Industrieschwäche kompensieren können.”Auch 2020 bleibt die größte Herausforderung für die Eurozone, die Wirtschaft vor dem Hintergrund der rasanten Talfahrt der Industrie vor der Rezession zu bewahren”, sagte IHS-Markit-Chefökonom Williamson. Die EZB hat signalisiert, dass sie noch für längere Zeit an ihrer erst im September noch einmal deutlich gelockerten, ultraexpansiven Geldpolitik festhalten will. Zugleich stößt sie aber zunehmend an Grenzen und fordert deshalb eine expansivere Ausrichtung der Euro-Fiskalpolitik.