Euro-Industrie wächst wieder

Einkaufsmanagerindex klettert stärker als zunächst gemeldet - Jobmarkt bleibt Sorgenkind

Euro-Industrie wächst wieder

Die Industrie der Eurozone hat einen guten Start ins dritte Quartal erwischt, wie der endgültige Einkaufsmanagerindex zeigt. Mit Ausnahme Griechenlands und der Niederlande sind alle Länder wieder auf Wachstumskurs. Dies stützt auch die Hoffnung, dass die Euro-Wirtschaft im Sommerquartal kräftig zulegt.ba Frankfurt – Die Industrie im Euroraum ist zu Beginn des dritten Quartals erstmals seit eineinhalb Jahren wieder auf Wachstumskurs. Dies signalisiert der finale Einkaufsmanagerindex (PMI), der gegenüber Juni um 4,4 auf 51,8 Punkte kletterte. Die Vorabschätzung wurde damit um 0,7 Zähler übertroffen.Nach dem dritten Anstieg in Folge zeigt das stark beachtete Stimmungsbarometer den höchsten Wert seit Februar 2019, wie das Umfrageinstitut IHS Markit mitteilte. Im April war der Industrie-PMI infolge der Corona-Pandemie auf ein Rekordtief von 33,4 Punkten eingebrochen. Werte unter 50 Zählern deuten ein Schrumpfen des betreffenden Wirtschaftsbereichs an, Stände oberhalb eine Expansion. Zum aktuellen Wachstum trugen alle drei der von der monatlichen Umfrage erfassten Industriebereiche bei, allen voran der Konsumgüterbereich.Ursächlich für die Stimmungsaufhellung war laut IHS Markit, dass Produktion und Auftragseingang infolge der zunehmenden Lockerungen der coronavirusbedingten Restriktionen erstmals wieder zulegten. “Der Auftragszuwachs war sogar stärker als die Produktionssteigerung – ein eindeutlicher Hinweis darauf, dass die Produktion im August weiter zulegen dürfte”, wie IHS-Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson betonte. Auch hätten die wieder gut gefüllten Auftragsbücher mit dazu beigetragen, dass die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist wieder so optimistisch ausgefallen sind wie vor dem Ausbruch der Pandemie im Januar.Hauptsorge bleibe aber “der anhaltende Beschäftigungsrückgang, ist doch der Arbeitsmarkt der Schlüsselfaktor für eine weitere Erholung der Wirtschaft”. Obwohl sich der Jobabbau verlangsamt hat, wurden per Saldo im Juli noch immer mehr Stellen gestrichen als je zuvor seit 2009. Im Juni war die Arbeitslosenquote im gemeinsamen Währungsraum im Monatsvergleich um 0,1 Punkte auf 7,8 % gestiegen. “Eine höhere Arbeitslosigkeit, Jobunsicherheit, eine zweite Welle der Virusausbreitung und die nach wie vor nötigen Social-Distancing-Maßnahmen werden den Aufschwung unweigerlich bremsen”, mahnte Williamson. Ökonomen erwarten, dass sich die Euro-Wirtschaft insbesondere im Sommerquartal kräftig erholt. Bis allerdings das Vorkrisenniveau wieder erreicht ist, wird es nach Expertenschätzung zwei Jahre dauern. In den Monaten April bis Juni war die Wirtschaft um 12,1 % zum Vorquartal eingebrochen, nachdem sie schon im Startabschnitt um 3,6 % geschrumpft war (vgl. BZ vom 1. August). Vor allem die Wirtschaft in den vom Coronavirus-Ausbruch besonders betroffenen Ländern Spanien (- 18,5 %), Frankreich (- 13,8 %) und Italien (- 12,4 %) war im zweiten Quartal kräftig gefallen.Diese Länder stehen nun aber auch ganz oben in der Rangliste nach den PMI-Indexwerten. Überraschend kräftig kletterten die PMI in Spanien (+ 4,5 auf 53,5 Punkte) und Italien (+5,0 auf 54,2 Zähler, siehe Grafik). Für Frankreich und Deutschland revidierte IHS Markit die Erstschätzungen: Frankreichs PMI liegt mit 52,4 Punkten leicht über den zunächst gemeldeten 52,0 Zählern. Der PMI für die deutsche Industrie liegt mit nun 51,0 statt der Erstschätzung von 50,0 Punkten erstmals seit Dezember 2018 oberhalb der Schwelle zum Wachstum – und weit entfernt vom Tiefpunkt, der im April mit 34,5 Punkten markiert worden war. “Dabei verschleiert der Wert die eigentlich kräftigen Zuwächse bei Produktion und Neuaufträgen sogar noch”, betonte Markit-Experte Phil Smith. Denn deutliche Rückgänge bei Beschäftigung und Lagerbeständen würden den PMI belasten.