Die Teuerung ist im Euroraum im August leicht zurückgegangen. Wie das Statistikamt Eurostat am Dienstag mitteilte, stiegen die Verbraucherpreise um 5,2% im Vergleich zum Vorjahresmonat – und damit 0,1 Prozentpunkte weniger als in einer ersten Schätzung angenommen. Die Kernrate, in der die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert werden, sank im August auf 5,3% nach 5,5% im Juli. EZB-Vize François Villeroy de Galhau deutete in einem TV-Interview an, dass er zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Zinserhöhungen befürworte. Gleichzeitig erteilte er Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen eine Absage. "Wir haben die richtige Dosis, aber wir müssen die Medizin über einen ausreichend langen Zeitraum einnehmen, dann werden wir eine Verlangsamung der Inflation sehen", sagte er gegenüber BFM TV. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte die Zinsen zuletzt am vergangenen Donnerstag um 25 Basispunkte und damit zum zehnten Mal in Folge angehoben. Der Einlagenzins stieg auf 4,0%, der Hauptrefinanzierungssatz auf 4,5% – den höchsten Stand seit Mai 2001.

Auch wenn EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz nach der letzten Zinssitzung eine elfte Erhöhung nicht kategorisch ausschließen wollte, gehen Ökonomen davon aus, dass die Zentralbank ihren Zinsgipfel nun erreicht hat. Eine am Dienstag veröffentlichten Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters zufolge, rechneten alle 70 befragten Volkswirte damit, dass die EZB bis Jahresende am Einlagensatz nicht weiter schrauben dürfte. Die Wahrscheinlichkeit, dass es im laufenden Jahr einen weiteren Zinsschritt geben könnte, wurde auf nur 20% eingestuft. 60% der befragten Ökonomen gehen zudem davon aus, dass die Euro-Wächter die Zinsen bis Juli 2024 nicht senken werden. Villeroy de Galhau vermied nun eine eindeutige Aussage. "Das derzeitige Niveau ist ein Plateau, aber ich werde nichts über die Länge des Plateaus sagen", sagte er dem TV-Sender.