Euro-Kreditdaten schüren Erwartung an QE-Ende

Ausleihungen an Firmen verlieren etwas an Schwung - Notenbanker ringen hart um Reinvestitionen

Euro-Kreditdaten schüren Erwartung an QE-Ende

ms Frankfurt – Die Kreditvergabe an Unternehmen im Euroraum hat im Oktober ein wenig an Schwung verloren – sie verharrt aber weiterhin auf solidem Niveau. Das spricht dafür, dass die wirtschaftliche Erholung in der Währungsunion weitergeht – wenn auch weniger dynamisch als in der Vergangenheit. Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte sich dadurch in ihrer Absicht bestärkt sehen, ihre umstrittenen Anleihekäufe (Quantitative Easing, QE) Ende 2018 auslaufen zu lassen.Die Banken im Euroraum vergaben im Oktober 3,9 % mehr Buchkredite an Unternehmen als im Jahr zuvor, wie die EZB gestern mitteilte. Im September hatte das Plus allerdings noch bei 4,3 % gelegen. Die Ausleihungen an Unternehmen stehen im besonderen Fokus, weil sie auch als Indiz für die Entwicklung der Investitionen betrachtet werden. Insgesamt wuchs die Kreditvergabe an den privaten Sektor um 3,3 %.Die neuen Daten kommen gut zwei Wochen vor einer wegweisenden Sitzung des EZB-Rats am 13. Dezember. Dann muss das Gremium auch formal über den Stopp von QE entscheiden. Bislang ist das nur als Erwartung avisiert. Zudem geht es um Details der Strategie bei den Reinvestitionen. Auch nach dem Ende der QE-Nettokäufe will das Eurosystem Gelder aus auslaufenden Papieren wieder anlegen. Diskussionen gibt es auch um den aktuellen Zinsausblick (Forward Guidance), nach dem die rekordniedrigen Leitzinsen “mindestens über den Sommer 2019” nicht angehoben werden sollen.Eine merkliche Abschwächung des Wachstums der Euro-Wirtschaft und zunehmende Risiken etwa durch die Lage in Italien haben Spekulationen aufkommen, die EZB könne noch vorsichtiger agieren als ohnehin schon avisiert. “Die EZB wird bei ihrer Absicht bleiben, die Nettokäufe ab Januar zu stoppen”, sagte aber nun auch ING-Volkswirt Peter Vanden Houte zu den neuen Daten. Die Geldmenge M3 legte im Oktober mit 3,9 % sogar stärker zu als erwartet. Die enger gefasste Geldmenge M1, die als guter Indikator für die wirtschaftliche Aktivität gilt, wuchs um 6,8 %.Bei der Sitzung Mitte Dezember wird es vor allem um Details der Reinvestitionen gehen. Eine große Frage ist dabei, wie lange der Rat daran festhalten will. Bislang gibt es nur die Aussagen “für längere Zeit”. Die Markterwartung liegt derzeit bei zwei bis drei Jahren. EZB-Ratsmitglied Klaas Knot hatte sich damit im Oktober im Interview der Börsen-Zeitung grundsätzlich zufrieden gezeigt (vgl. BZ vom 9. Oktober).EZB-Chefvolkswirt Peter Praet hatte indes diese Woche die Erwartung geschürt, dass der Rat da klarer werde (vgl. BZ vom 27. November). In Notenbankkreisen werden aktuell verschiedene Optionen diskutiert. Eine Möglichkeit ist, einen konkreten Zeitrahmen zu nennen. Das wäre aber eine starke Festlegung. Eine andere Option ist, die Dauer an die Wachstums- und Inflationsentwicklung zu koppeln. Eine Möglichkeit ist aber auch eine Verknüpfung mit dem Zinsausblick – zumal damit dessen Rolle als künftig zentrales Instrument weiter gestärkt würde.Spekulationen gibt es auch über mögliche neue gezielte, langfristige Refinanzierungsgeschäfte, mit der die EZB die reichliche Liquiditätsausstattung der Banken sichern könnte, wenn künftig ältere Geschäfte auslaufen. Praet hatte solche Erwartungen aber nun gedämpft. Entsprechend berichtete auch Bloomberg gestern unter Berufung auf Insider, solche Liquiditätshilfen seien zumindest im Dezember nicht zu erwarten.