Euro-Notenbanker attackieren Draghi

Weidmann, Knot und Holzmann kritisieren jüngstes Lockerungspaket

Euro-Notenbanker attackieren Draghi

arp Frankfurt – Nur einen Tag nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) ein umfangreiches Maßnahmenpaket zur Linderung der gegenwärtigen konjunkturellen Schwächen auf den Weg gebracht hat, melden sich die Falken, also die Befürworter einer strafferen Geldpolitik, mit deutlicher Kritik zu Wort.Bundesbankpräsident Jens Weidmann nutzte die “Bild”-Zeitung, ein Medium, in dem er schon häufiger sein Missfallen am geldpolitischen Kurs des scheidenden EZB-Präsidenten Mario Draghi artikuliert hatte. Unter der Überschrift “Bundesbank Jens Weidmann rechnet mit EZB ab – Ist unser Geld in Gefahr” veröffentlichte das auflagenstärkste Boulevardblatt Europas ein Interview mit Weidmann am Freitag zunächst online. Darin wird Weidmann mit den Worten zitiert: ” Der EZB-Rat hat nun ein sehr umfangreiches Paket beschlossen, um die Geldpolitik abermals zu lockern. Aus meiner Sicht ist er damit aber über das Ziel hinausgeschossen. Denn die wirtschaftliche Lage ist nicht wirklich schlecht, die Löhne steigen deutlich, und die Gefahr einer Deflation, also dauerhaft sinkender Preise und Löhne, ist nicht zu erkennen.” Auch sagt Weidmann dem Massenblatt: “Mit dem Beschluss, noch mehr Staatsanleihen zu kaufen, ist dieses Risiko (dass die Geldpolitik nicht ins Schlepptau der Finanzpolitik gerät) gestiegen, und es wird für die EZB immer schwerer, aus dieser Politik auszusteigen.”Weidmann ist nicht das einzige EZB-Ratsmitglied, das die gestrigen Beschlüsse kritisiert. In der Argumentation wie Weidmann, sagte der Präsident der niederländischen Notenbank, Klaas Knot: “Die Maßnahmen, vor allem der Neustart der Anleihenkäufe, passen nicht zum aktuellen Konjunkturumfeld, und es gibt gute Gründe, dessen Wirksamkeit zu bezweifeln.” Eine entsprechende Mitteilung veröffentlichte die “Nederlandsche Bank” am Freitag auf ihrer Homepage.Kritik, wenn auch verhaltener, kommt auch von Österreichs Notenbank-Chef Robert Holzmann. Auf die Frage, ob andere und auch er dachten, dass die Beschlüsse vielleicht ein Fehler gewesen seien, sagte er Bloomberg TV: “Ich bin mir sicher, dass diese Idee einigen Leuten durch den Kopf ging. Mir ging sie definitiv durch den Kopf.”