Euro-Notenbanker sieht EZB auf Kurs Richtung Exit

Vasiliauskas: Ende der Anleihekäufe bis Jahresende ein realistisches Szenario

Euro-Notenbanker sieht EZB auf Kurs Richtung Exit

ms Vilnius – EZB-Ratsmitglied Vitas Vasiliauskas sieht die Europäische Zentralbank (EZB) auf Kurs Richtung Beendigung der Anleihekäufe zum Jahresende – und warnt vor einer Überreaktion auf die Wachstumsabschwächung im Euroraum. “Ein Ende der Nettoanleihekäufe bis Ende dieses Jahres erscheint mir angesichts des aktuellen Wachstums- und Inflationsausblicks als ein realistisches und angemessenes Szenario”, sagte Litauens Zentralbankchef im Interview der Börsen-Zeitung: “Es gibt nach aktuellem Stand keinen Grund, die Lage zu dramatisieren. Das ist sicher nicht das Ende des Aufschwungs.”Mit seinen Aussagen stellt sich Vasiliauskas gegen Spekulationen, dass die jüngste Abkühlung der Euro-Wirtschaft und enttäuschende Inflationszahlen die Euro-Hüter dazu bringen könnten, das Kaufprogramm (Quantitative Easing, QE) nicht zum Jahresende auslaufen zu lassen, sondern es ins Jahr 2019 hinein zu verlängern. Aktuell kauft die EZB bis mindestens September für monatlich rund 30 Mrd. Euro Wertpapiere. Das Wachstum hatte sich im ersten Quartal von zuvor 0,7 % auf 0,4 % fast halbiert. Die Kerninflation ohne Energie und Lebensmittel war im April von zuvor 1,0 % auf 0,7 % abgesackt.Aus Sicht von Vasiliauskas besteht aber kein Grund, das überzubewerten. Es sei stets klar gewesen, dass es “irgendwann eine gewisse Normalisierung beim Wachstumstempo” geben müsse. “Wir erwarten weiter solides und breites Wachstum”, sagte er. Deshalb sei auch die Zuversicht im EZB-Rat mit Blick auf den Inflationsausblick ungebrochen: “Die Inflation sollte absehbar anziehen und auf mittlere Sicht in Richtung der 2 % steigen.” Zugleich mahnte er aber: “Wir müssen einfach abwarten und vorsichtig bleiben.”Vasiliauskas signalisierte, dass die Entscheidung über die Zukunft von QE nicht unbedingt bei der nächsten Sitzung am 14. Juni fallen werde. Mit Blick auf künftige Zinserhöhungen bezeichnete der Notenbanker aktuelle Markterwartungen, dass diese sechs bis neun Monate nach dem Ende der QE-Nettokäufe anstehen könnten, “als logisch und angemessen”.Vasiliauskas zeigte sich offen dafür, in Zukunft die Strategie und das 2-Prozent-Inflationsziel auf den Prüfstand zu stellen. Er erinnerte an die Überprüfung durch die EZB im Jahr 2003: “Das kann ein Modell für die Zukunft sein.” Für eine solche Debatte sei es jetzt aber noch zu früh.—– Interview Seite 7