Euro statt Kuna
Nach Bulgarien vor einem Jahr hat sich jetzt auch Kroatien aus der Deckung gewagt und ganz offiziell Interesse an einer Euro-Einführung bekundet. Bis Mitte 2020 soll nun zunächst die Aufnahme in den Wechselkursmechanismus (WKM) II gelingen, der Vorstufe zur Euro-Mitgliedschaft. Ob dieser Zeitplan realistisch oder doch eher etwas optimistisch ist, wird sich zeigen. Auf jeden Fall muss sich die Regierung in Zagreb auf sehr penible Prüfungen einstellen. Denn ist die Aufnahme in den WKM II erst einmal gelungen, ist der Weg in den Euro unumkehrbar. Dann hat auch die Europäische Zentralbank kein Vetorecht mehr. Dann stellt sich nur noch die Frage des “wann” und nicht mehr des “ob”.Bei einem ersten Blick auf die Maastricht-Kriterien rund um Preisstabilität, Zinsentwicklung, Haushaltsdisziplin und Staatsverschuldung sieht es bei Kroatien eigentlich gar nicht schlecht aus. Nach aktuellen Prognosen wird das Land bei der Staatsverschuldung im nächsten Jahr zwar noch bei 68 % der Wirtschaftsleistung liegen und die Vorgaben damit nicht ganz erfüllen. Aber der Trend ist sehr positiv: Innerhalb von nur fünf Jahren hätte das Land die Verschuldung um satte 15 Prozentpunkte abgebaut. Daran sollten sich Euro-Staaten wie Italien einmal ein Beispiel nehmen.Doch die Maastricht-Kriterien reichen heute nicht mehr aus, um in die Eurozone zu kommen. Es gilt zunächst die Aufnahme in die Bankenunion zu schaffen und damit in die europäischen Aufsichts- und Abwicklungsstrukturen. Hinzu kommen noch weitere weiche Faktoren, die geprüft werden. Kroatien hat bereits ein umfassendes Programm vorgelegt, das den Weg in den WKM II ebnen soll. Die Euro-Finanzminister haben die Pläne jetzt wohlwollend zur Kenntnis genommen – schließlich wären Bulgarien und Kroatien die ersten Länder, die nach der Finanz- und Schuldenkrise dem Sprung in den Euro-Club schaffen können. Die letzten Zugänge waren zwar Litauen (2015) und Lettland (2014) – aber bei beiden waren die Verfahren schon in Vorkrisenzeiten gestartet worden.Bis Kroatien wirklich den Kuna gegen den Euro tauschen kann, wird noch eine Weile vergehen. Die Zeit im WKM II beträgt mindestens zwei Jahre. Sollte es dann 2023 oder 2024 aber wirklich zwei neue Mitglieder in der Wirtschafts- und Währungsunion geben, wäre das ein gutes Zeichen für die Attraktivität des Euro. Und dies würde auch den Druck auf die verbleibenden Nicht-Euro-Staaten in der EU erhöhen, über einen ähnlichen Schritt nachzudenken.