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Euro-Stimmung findet aus dem Tief nicht heraus

Die Wirtschaftsstimmung im Euroraum hat sich im November zwar stärker aufgehellt als erwartet – bleibt aber unterdurchschnittlich. In der Industrie ist sie sogar noch schlechter geworden.

Euro-Stimmung findet aus dem Tief nicht heraus

Euro-Stimmung findet aus dem Tief nicht heraus

ESI legt im November leicht zu – Industrie investiert, aber weniger als im Frühjahr erwartet

ba Frankfurt

Das Wirtschaftsvertrauen im Euroraum hat sich zwar im November leicht verbessert. Das heißt allerdings nicht, dass die Wirtschaft des gemeinsamen Währungsraums deswegen wieder vom Rückwärts- in der Vorwärtsgang schaltet. Im dritten Quartal war die Wirtschaft um 0,1% geschrumpft und Experten erwarten, dass auch der Schlussabschnitt mit einem Minus endet. Zumindest die Unsicherheit ist im November gesunken, da die Unternehmen und Verbraucher etwas zuversichtlicher auf ihre künftige Lage blicken und die Unsicherheit in den anderen Bereichen nur moderat zugenommen hat.

Weniger neue Jobs geplant

Im November ist der Economic Sentiment Index (ESI) um 0,3 auf 93,8 Punkte gestiegen. Außerdem war die Stimmung im Oktober besser als zunächst gemeldet: Der Indikator wurde zuvor 93,3 auf 93,5 Zähler nach oben revidiert. Im September war das Stimmungsbarometer noch auf 93,4 Punkte gefallen – das war der tiefste Stand seit drei Jahren. Analysten hatten im Schnitt zwar eine Stimmungsaufhellung für November erwartet, aber nur einen neuen Zählerstand von 93,6 prognostiziert. In der Europäischen Union ist der ESI mit 0,5 Punkten etwas stärker auf nun 93,7 Zähler gestiegen. Der ESI liegt damit sowohl für die EU als auch den gemeinsamen Währungsraum aber weiter unter seinem langjährigen Durchschnitt.

Der Indikator der Beschäftigungserwartungen – der Employment Expectations Indicator (EEI) – für die Euro-Wirtschaft fiel mit 0,7 etwas stärker als im Vormonat und liegt nun bei 102,1 Zählern und notiert damit im Gegensatz zum ESI weiter oberhalb seines langjährigen Durchschnittswertes. Der EEI für die EU sank um 0,5 auf 101,8 Zähler. Dies lag vor allem an den Dienstleistern. Diese planen mit weniger Personal, was nur teilweise durch etwas optimistischere Pläne in der Industrie und im Baugewerbe ausgeglichen wurden, wie die EU-Kommission mitteilte.

Niederlande arbeiten sich aus der Rezession heraus

Während unter den Teilbereichen allein die Stimmungseintrübung in der Industrie herausstach, zeigte sich das Bild unter den größten Euro-Volkswirtschaften uneinheitlich. So verbesserte sich der ESI in den Niederlanden (+2,9 Punkte) und in Frankreich (+2,0 Punkte). In Spanien allerdings fiel der ESI um 1,5 Zähler. In etwas geringerem Ausmaß sank der ESI auch in Deutschland (–0,5 Punkte) und Italien (–0,3 Punkte). Deutschland bleibt damit allerdings weiter das Schlusslicht unter den Euro-Schwergewichten und es zeichnet sich ein weiterer Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Schlussabschnitt ab. Nachdem die Wirtschaft bereits im dritten Quartal um 0,1% geschrumpft war, wäre nach zwei Minus-Quartalen in Folge die Definition einer technischen Rezession erfüllt.

Christian Melzer von der DekaBank schließt aus dem ESI-Stand der Niederlande von 96,1 Punkten, dass sie dabei sind, sich aus der Rezession zu befreien: "Aber dieses Ziel scheint noch nicht ganz erreicht."

Industrie investiert mehr

Das Industrievertrauen ist um 0,3 auf –9,5 Punkte und damit deutlich unter den langjährigen Durchschnitt gesunken. Grund sind die erneut trüberen Aussichten auf Produktion und Auftragslage. In diesem Jahr haben auch nicht ganz so viele Industrieunternehmen ihre Investitionen ausgeweitet, wie es noch im Frühjahr geplant hatten. Geringfügig mehr Unternehmen wollen 2024 ihre Investitionstätigkeit ausbauen, wie die halbjährlich gestellte Zusatzfrage der EU-Kommission ergab. Bei den Dienstleistern (+0,3 Punkte) hat sich die Stimmung trotz geringerer Absatzerwartungen aufgehellt.

Das Barometer der Bauwirtschaft (+0,7 Punkte) liegt als einziges noch über dem langjährigen Durchschnitt – obwohl die Branche bereits am längsten die Folgen des Zinserhöhungszyklus der EZB spürt. Die rückläufige Inflation schlägt sich im höheren Verbrauchervertrauen nieder und auch der Einzelhandel (+0,4 Punkte) hat Boden gut gemacht.

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