Euro-Wirtschaft startet gut ins Jahr
Die Wirtschaft im Euroraum ist dank robusten Konsums und steigender Investitionen mit einem Wachstum von 0,6 % gut ins neue Jahr gestartet. Die Arbeitslosigkeit fiel zudem auf den niedrigsten Stand seit August 2011. Ökonomen warnen allerdings vor zu viel Euphorie.ba Frankfurt – Ungeachtet der Finanzmarktturbulenzen zu Jahresbeginn und der schwächelnden Weltkonjunktur hat die Wirtschaft der Eurozone im ersten Quartal 2016 ihr Wachstumstempo im Vergleich zum Vorquartal verdoppelt – und zugleich ist die Arbeitslosigkeit auf den niedrigsten Stand seit August 2011 gefallen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte im ersten Vierteljahr saisonbereinigt um 0,6 % zu nach + 0,3 % Ende 2015. Dies gab das europäische Statistikamt (Eurostat) am Freitag bekannt – erstmals bereits 30 Tage nach Quartalsende, wie es etwa in den USA üblich ist.Diese Erstschätzung beruht vor allem auf ersten Ergebnissen für die vier großen Euro-Länder, fehlende Daten werden geschätzt. 45 Tage nach Quartalsende – also am 13. Mai – werden Details und die einzelnen Länderdaten veröffentlicht. Eurostat rechnet mit Korrekturen im Bereich von plus/minus 0,1 Punkten. Ökonomen erwarten, dass die Erstschätzung zu hoch ausgefallen ist. Zudem weisen sie darauf hin, dass das starke Plus teilweise auf Sonderfaktoren zurückzuführen ist – wie etwa den Schalttag am 29. Februar und den milden Winter. “Vor Jubelstürmen sei gewarnt”, sagte daher Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. Allerdings sei auch nicht zu bestreiten, dass die Wirtschaft im Euroraum im ersten Viertel ordentlich gewachsen sei. Für das laufende Quartal erwartet er allerdings wieder eine schwächere Dynamik, denn in der Tendenz seien die Stimmungsindikatoren gefallen.Nordea-Chefökonom Holger Sandte weist darauf hin, dass das überraschend hohe Wachstum – erwartet wurde ein Plus von 0,4 % – deutlich über dem Trendwachstum von etwa 0,25 % zum Vorquartal liegt. Für Deutschland, dessen BIP-Zahlen ebenfalls am 13. Mai vorgelegt werden, rechnet er mit einem BIP-Wachstum von etwa 0,75 % – “eine überaus starke Entwicklung, wie auf dem Arbeitsmarkt”.Ersten Länderdaten zufolge beruht der gute Jahresauftakt auf einer Belebung der Investitionen und dem privaten Konsum, wohingegen der Außenbeitrag gebremst haben dürfte. Spaniens Wirtschaft legte von Januar bis März um 0,8 % zu, die Frankreichs um 0,5 %. “Euroland wächst auf breitem Fundament”, sagt Deka-Volkswirt Christian Melzer, der erwartet, dass auch Deutschland und Italien zum Wachstum beigetragen haben – beide haben zwar bereits Daten an Eurostat gemeldet, aber noch nicht veröffentlicht.Für Rückenwind sorgt auch der robuste Arbeitsmarkt. So ist im gemeinsamen Währungsraum die Arbeitslosigkeit saisonbereinigt im März auf 10,2 % gesunken nach 10,4 % im Februar. Laut Eurostat ist dies die niedrigste Quote seit August 2011. 16,44 Millionen Personen waren im März ohne Job, das sind 1,48 Millionen weniger als im Jahr zuvor. Die geringste Arbeitslosenquote verzeichnete Deutschland mit 4,2 % – in nationaler Abgrenzung liegt die saisonbereinigte Quote bei 6,2 % (vgl. BZ vom 29. April). Die rote Laterne in der Eurozone bleibt bei Griechenland (24,4 % im Januar) und Spanien (20,4 %).