Euro-Wirtschaft stürzt tief
Die Corona-Pandemie hat der Euro-Wirtschaft den herbsten Schlag ihrer Geschichte versetzt. Noch nie seit Beginn der jeweiligen Zeitreihen waren das Bruttoinlandsprodukt oder die Erwerbstätigkeit kräftiger gefallen als im zweiten Quartal. Dass die Erholung begonnen hat, bestätigen die Außenhandelsdaten für Juni.ba Frankfurt – Die Corona-Pandemie hat die Wirtschaft im Euroraum kräftig gebremst – aber die Erholung schreitet voran. Dies zeigen die am Freitag vom Statistikamt Eurostat veröffentlichten Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) und zur Erwerbstätigkeit im zweiten Quartal sowie zu den Importen und Exporten im Juni.In den Monaten April bis Juni ist das BIP im gemeinsamen Währungsraum im Vorquartalsvergleich um 12,1 % abgesackt – damit bestätigte Eurostat wie von Ökonomen erwartet seine Erstschätzung. Der “bei weitem stärkste Einbruch seit Beginn der Zeitreihe 1995” folgte auf den Rückgang von 3,6 % zum Jahresstart. Auch das – ebenfalls kräftigste jemals gemessene – Minus von 15 % im Jahresvergleich ließen die Statistiker unverändert.Die Zahl der Erwerbstätigen sank ebenfalls so rasant wie noch nie zuvor gemessen: Im zweiten Quartal beträgt das Minus laut Eurostat 2,8 % zum Vorquartal nach – 0,2 % im Startabschnitt. Wie kräftig die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie immer noch auf den Arbeitsmarkt durchschlagen, zeigt sich im Jahresvergleich: Hier ging die Erwerbstätigkeit um 2,9 % zurück (siehe Grafik). In den ersten drei Monaten war die Erwerbstätigkeit im Vergleich zum Vorjahr noch um 0,4 % gestiegen.Vor allem im April hatten die Schutzmaßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus zu weiten Teilen die Wirtschaft lahmgelegt: Besonders betroffen waren Gastronomie und Tourismus, aber auch Läden und Fabriken mussten schließen. Je nach Schwere und Dauer der Lockdowns unterscheiden sich daher die BIP-Rückgänge in den einzelnen Volkswirtschaften. Insbesondere die Länder im Süden, die stark vom Tourismus abhängig sind, aber auch die exportorientierten und von der Automobilbranche abhängigen Länder verzeichneten kräftige Einbrüche. Etwa Spanien (- 18,5 %), das aktuell von vielen Ländern erneut als Risikogebiet eingestuft wird, oder Italien (- 12,4 %). In Frankreich (- 13,8 %) hat die Regierung Paris und das Departement Bouches-du-Rhône um Marseille herum zum Corona-Hochrisikogebiet erklärt. Deutschland ist mit – 10,1 % noch recht glimpflich davongekommen.Ökonomen sehen die Talsohle durchschritten und erwarten eine kräftige Erholung im dritten Quartal – dafür ist allerdings der Fortgang des Infektionsgeschehens entscheidend. Aktuell steigen die Infektionszahlen wieder kräftig. Für einen Hoffnungsschimmer sorgen da die Außenhandelsdaten: So lagen die Exporte der 19 Euro-Länder in den Rest der Welt im Juni saisonbereinigt bei 164,2 Mrd. Euro, das waren 11,2 % mehr als im Mai . Im Vergleich zum Vorjahr allerdings weist Eurostat immer noch ein Minus von 10,0 % aus. Die Importe beliefen sich auf 147,0 Mrd. Euro und legten mit saisonbereinigt 5,7 % nicht ganz so kräftig zu. Im Vergleich zum Juni 2019 entspricht dies einem Rückgang von 12,2 %. Dadurch legte der saisonbereinigte Überschuss im Warenhandel auf 17,1 Mrd. Euro zu nach revidiert 8,6 Mrd. Euro (zuvor: 8,0) im Mai.