LAGE UND PERSPEKTIVEN DER WELTWIRTSCHAFT

Euro-Wirtschaft trotzt bislang jedem Gegenwind

Von Alexandra Baude, Frankfurt Börsen-Zeitung, 27.9.2018 Die Wirtschaft in der Eurozone ist derzeit etlichen Unsicherheiten ausgesetzt. Neben dem nahenden Brexit und der Unsicherheit über die politische Zukunft in Italien - immerhin der...

Euro-Wirtschaft trotzt bislang jedem Gegenwind

Von Alexandra Baude, FrankfurtDie Wirtschaft in der Eurozone ist derzeit etlichen Unsicherheiten ausgesetzt. Neben dem nahenden Brexit und der Unsicherheit über die politische Zukunft in Italien – immerhin der drittgrößten Euro-Volkswirtschaft – ist es vor allem der schwelende Handelsstreit mit den USA, der die Aussichten trübt und teils sogar schon das Wirtschaftswachstum dämpft. Nichtsdestotrotz zeigt sich die Konjunktur im gemeinsamen Währungsraum derzeit noch robust. Zwar ist die Dynamik in der ersten Jahreshälfte kräftig zurückgegangen und die länderspezifischen Belastungsfaktoren haben sich als nicht nur temporär herausgestellt. Doch ist dies noch lange kein Anzeichen für einen drohenden Konjunktureinbruch oder gar eine Rezession in Euroland. Ein Wachstum von je 0,4 % in den ersten beiden Quartalen 2018 – nach je 0,7 % im dritten und vierten Quartal 2017 – ist keineswegs schlecht. Ökonomen erwarten für das Gesamtjahr 2018, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 2,1 % zulegt und 2019 dann um 1,8 %. Dies ist zwar weniger als 2017 mit einem Plus von 2,4 %, aber immer noch mehr als die Trendrate von 1,5 %. Nicht nur, dass der Wirtschaftseinbruch nach der Lehman-Pleite vor zehn Jahren unerwartet schnell überwunden wurde – auch die Euro-Krise hat keine langfristig niedrigeren Raten ergeben. Robuste Nachfrage erwartetVon den Rahmenbedingungen her gesehen droht derzeit noch kein Gegenwind: Die erste Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank ist aktuell frühestens für die zweite Jahreshälfte 2019 zu erwarten. Die Finanzierungsbedingungen bleiben also attraktiv. Zudem unterstützt eine leicht expansive Finanzpolitik die Konjunktur. Der Weltwirtschaft wird für das laufende und das kommende Jahr ein robustes Wachstum vorhergesagt, so dass die globale Nachfrage weiter zulegen dürfte. Und auch die Arbeitslosigkeit ist wieder so niedrig wie zuletzt vor der Weltfinanzkrise 2008. Im September lag die Arbeitslosenquote bei 8,2 %. Für den Konsum, der seit längerem als zentraler Treiber des Wachstums fungiert, lässt dies nur Gutes erwarten. Zwar könnte die Kaufkraft von einer leicht höheren Inflation in Mitleidenschaft gezogen werden, doch zeigte zuletzt die Lohndynamik einen klaren Aufwärtstrend. Die weiter hohe Kapazitätsauslastung, die günstigen Finanzierungskonditionen, der sich immer stärker abzeichnende Fachkräftemangel sowie die Erwartung einer anziehenden Nachfrage sorgen auch für Schwung bei den Unternehmensinvestitionen. Diese könnten sich in den kommenden Monaten zum Haupttreiber des Wachstums mausern.Dass die Lagerbestände zuletzt kräftig zugenommen haben, könnte allerdings ein Warnsignal sein: Die Unternehmen haben sich zuletzt Etliches auf Lager gelegt und damit trotz sinkender Exporte die Produktion hoch gehalten. Irgendwann werden sie aber damit aufhören. Steigende Lagerbestände könnten dann weiter sinkende Exporte nicht mehr ausgleichen – und zumindest die Produktion könnte verstärkt zurückgehen.