Euro-Wirtschaft zeigt verstärkt Lebenszeichen
ba Frankfurt – Mit den weiteren Lockerungsschritten nach der vorläufigen Eindämmung der Corona-Pandemie kommt die Wirtschaft der Eurozone ebenso wie die Wirtschaft der beiden größten Volkswirtschaften wieder voran. Gemessen am Industrie und Dienstleister zusammenfassenden Einkaufsmanagerindex PMI Composite ist ein guter Teil des Absturzes der Monate März und April wieder aufgefangen. Dies sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die konjunkturelle Erholung lange dauern und nicht einfach werden wird, kommentierten Experten. Zudem steht und fällt sie mit der Frage, ob eine zweite Infektionswelle vermieden werden kann. Die anhaltende Unsicherheit wird das Wachstum noch längere Zeit dämpfen. Jeweils auf ViermonatshochSo ist der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft – PMI Composite – im Juni im gemeinsamen Währungsraum unerwartet deutlich um 15,6 auf 47,5 Punkte nach oben gegangen. In Deutschland kletterte das Barometer um 13,5 auf 45,8 Punkte. In Frankreich – das allerdings schwerer als Deutschland von der Coronakrise getroffen wurde und wo der Lockdown wesentlich umfänglicher ausgefallen war – kletterte der PMI gar um 19,2 auf 51,3 Zähler und damit über die Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Werte darüber signalisieren wirtschaftliche Expansion. Ökonomen hatten nicht mit so kräftigen Zuwächsen auf jeweils Viermonatshochs gerechnet. Für die in den vorläufigen Daten nicht enthaltenen Länder meldet Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson “erfreulicherweise ebenfalls abgeschwächte Schrumpfungsraten”.”Die Talfahrt der Euro-Zone hat sich im Juni abermals substanziell verlangsamt”, kommentierte Williamson das vorläufige Ergebnis der monatlichen Umfrage. “Produktion und Nachfrage gingen zwar weiter zurück, kollabierten aber nicht mehr.” Dennoch dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im laufenden zweiten Quartal so stark geschrumpft sein wie nie. Das Umfrageergebnis nähre die Erwartungen, dass die Lockerungen der Ausgangssperren “der Rezession bis zum Sommer ein Ende bereiten werden”, sagte Williamson. 2020 dürfte die Wirtschaft in der Währungsunion allerdings um mehr als 8 % schrumpfen. Bis das Eurozonen-BIP wieder das Niveau vor der Corona-Pandemie erreicht hat, werde es bis zu drei Jahre dauern, betonte Williamson.Commerzbank-Ökonom Christoph Weil erwartet das Eurozonen-BIP zwar bereits 2022 wieder auf Vorkrisenniveau, mahnt aber ebenfalls zur Vorsicht: Zum einen brauche es Zeit, die unterbrochenen Lieferketten zu reparieren. Zum anderen werde die globale Nachfrage weiter durch den fortgesetzten Kampf gegen die Corona-Pandemie in anderen Teilen der Welt gebremst. “Hinzu kommen die gestiegene Arbeitslosigkeit, die Unsicherheit über die weitere Entwicklung und einige weiter bestehende Einschränkungen”, sagte Weil. “Die Einkaufsmanagerindizes sind deshalb derzeit primär als grober Wasserstandsmelder zu verstehen”, betonte auch Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Ein rasches Zurück zum alten Wachstumspfad werde es nicht geben.Die Stimmungsaufhellung im Juni steht auf breitem Fundament: Sowohl das Barometer der Dienstleister (+16,8 auf 47,3 Punkte) als auch das der Industrie (+7,5 auf 46,9 Punkte) hat zugelegt.