Euroland rüstet sich zum Showdown

Schlagabtausch zwischen IWF und Eurogruppe beim Sondertreffen zu Griechenland programmiert

Euroland rüstet sich zum Showdown

Am Dienstag wollen sich die Kapitalgeber Griechenlands über die weitere Finanzierung der Hilfen für Hellas verständigen. Das wird eine ganz schwierige Übung.Von Detlef Fechtner, BrüsselKurz vor dem Sondertreffen der Eurogruppe haben am Freitag noch einmal hochrangige Fachbeamte der Euro-Staaten miteinander telefoniert. Dabei haben sie sich versichert, dass zunächst die Finanzierung bis zum Jahr 2014 geregelt werden soll. Die Frage, wie die absehbaren Finanzlücken in den zwei folgenden Jahren gestopft werden, möchten sie gerne auf später vertagen. 13,5 Mrd. statt 33 Mrd. nötigDer kurzfristige Vorteil ist, dass die Euro-Minister weniger Geld zusammenkratzen müssen. Nach der Kalkulation der Troika benötigt Griechenland, weil es dem Fahrplan des Spar- und Reformprogramms wegen zweier Wahlen hinterherhinkt und mehr Zeit für den Defizitabbau erhalten soll, bis 2016 knapp 33 Mrd. Euro. Davon entfallen 15 Mrd. Euro auf die Zeit bis 2014. Zieht man davon auch noch die Rückflüsse aus Zins und Tilgung ab, sind es “nur” noch 13,5 Mrd. Euro. Würde zumindest diese Lücke geschlossen, wäre immerhin die finanzielle Stabilität in der 12-Monats-Perspektive gesichert – eine der unverhandelbaren Voraussetzungen, damit der Internationale Währungsfonds an Bord bleibt.Der will freilich mehr – “eine echte Lösung statt einer schnellen Lösung”, wie IWF-Chefin Christine Lagarde betont. Außerdem ist es aus Sicht des IWF unerlässlich, dass die langfristige Aussicht auf Schuldentragfähigkeit bestehen bleibt. Deshalb will Lagarde nicht am Fahrplan rütteln lassen, dass die Schuldenquote Griechenlands bis 2020 auf 120 % der Wirtschaftsleistung sinkt. Die Europäer würden sich auch mit dem Jahr 2022 zufriedengeben. Maßnahmen-Mix als LösungDie Euro-Partner tüfteln an einem “Mix aus verschiedenen Maßnahmen”: Sie wollen den Griechen weniger Zinsen für alte Hilfskredite abknöpfen und Darlehen strecken. Die Griechen sollen eigene Schuldpapiere zu niedrigen Kursen am Anleihemarkt zurückkaufen, damit sie ihre Schuldenquote senken. Alles in allem sollen die 13,5 Mrd. Euro erreicht werden und zugleich die Aussichten für den Abbau des Schuldenstands verbessert werden – ob das wirklich klappen kann, ist unklar.Der IWF drängt die Europäer indes zu einer langfristig tragfähigen Lösung. Er plädiert für einen Schuldenschnitt auf Kosten der öffentlichen Gläubiger – bei dem der IWF aber als Vorranggläubiger außen vor bliebe. Zudem deutet der Fonds an, dass er es begrüßen würde, wenn noch einmal frisches Geld nach Athen fließt – in Form eines “Griechenland III”-Pakets. Auch hier gilt: Der IWF selbst würde sich daran nicht mehr beteiligen. In anderen Worten: Der IWF und vor allem die Schwellenländer plädieren für ein beherztes, langfristig ausgerichtetes Engagement der Europäer.Damit stellt sich erneut die Frage, die schon im Frühjahr 2010 kontrovers diskutiert wurde: Hat sich Euroland einen Gefallen damit getan, bei der haushaltspolitischen Sanierung seiner Krisenstaaten den IWF an Bord zu holen? Seinerzeit war EZB-Präsident Jean-Claude Trichet dagegen. Doch die niederländische Regierung – und auch die Regierungen Deutschlands und Finnlands – hätten es ohne Einbindung des IWF als respektiertem und zu harten Auflagen entschlossenem Krisenbewältiger wesentlich schwerer gehabt, die politischen Mehrheiten für Rettungsschirme und Hilfspakete hinter sich zu bringen. Nun zeigt sich aufs Neue, was die Konsequenzen sind. Die Aufgabe, den IWF von ihrer Strategie zu überzeugen, ist gewaltig. IWF-Chefin Lagarde hat Termine in Asien abgesagt, um am Dienstag in Brüssel zu sein. Letzten Montag hat sie schon klargemacht, dass mit ihr nicht gut Kirschen essen ist. Als Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker eine Verschiebung der Frist für die Schuldentragfähigkeit Griechenlands in Aussicht stellte, rollte sie demonstrativ mit den Augen.