Europa setzt in Raumfahrt auf private Unternehmen

EU-Wirtschaftskommissar fordert mehr Engagement - Weltraumrat macht sich für "New Space" stark

Europa setzt in Raumfahrt auf private Unternehmen

sp/dpa-afx Berlin – Das zehnte Treffen des Weltraumrats mit den für die Raumfahrt zuständigen Ministern der Europäischen Union (EU) und den Mitgliedern des Rats der Europäischen Weltraumbehörde (Esa) hat am Freitag unter keinem guten Stern gestanden. Denn in den vergangenen Wochen musste die europäische Raumfahrt gleich mehrere Rückschläge hinnehmen. Erst vor wenigen Tagen gab Arianespace, ein Joint Venture von Airbus und Safran, bereits die zweite Mission einer Vega-Rakete verloren. Die Esa hat angekündigt, dass sich der Start der neuen Trägerrakete Ariane 6 weiter verzögen wird und nun erst für 2022 vorgesehen ist. Der Hersteller Arianegroup, die Muttergesellschaft von Arianespace, hatte daraufhin über steigende Produktionskosten wegen der Verzögerung geklagt.EU-Wirtschaftskommissar Thierry Breton will mit der europäischen Raumfahrt trotzdem hoch hinaus. Am Freitag forderte er die Mitgliedstaaten der EU zu verstärktem Einsatz für die Raumfahrt auf. Die EU müsse ihren Platz als “zweitwichtigste Weltraummacht” hinter den USA verteidigen, sagte er vor einer Videokonferenz mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und den anderen für Raumfahrt zuständigen EU-Ministern: “Europa muss handeln.” So müssten die EU-Staaten bei großen Raumfahrtprogrammen wie dem Navigationssystem Galileo oder dem Erdbeobachtungsprogramm Kopernikus nachlegen und eine Strategie für den Weltraumzugang entwickeln. Dafür sei auch ein “angemessenes Budget” nötig, erklärte der Kommissar.Vor allem Satelliten für Kommunikations- oder Erderkundungszwecke gelten als schnell wachsender Milliardenmarkt. Die Beratungsgesellschaft PwC geht davon aus, dass die Zahl der Kleinsatelliten, die demnächst in den Orbit transportiert werden, bis 2027 auf mehr als 1 000 pro Jahr steigen wird. Das wäre im Vergleich zum vergangenen Jahr fast eine Verdreifachung. Um hier auch in Zukunft eine Rolle spielen zu können, soll die europäische Raumfahrt in Zukunft verstärkt auf Geschäftsmodelle privater Anbieter nach dem Vorbild des US-Unternehmens SpaceX setzen, das vor wenigen Tagen im Auftrag der US-Raumfahrtbehörde Nasa bereits die zweite bemannte Mission zur Internationalen Raumstation ISS gestartet hat.”New Space” lautet das Stichwort, unter dem diese Veränderungen in der Raumfahrt gefasst werden. “In der Debatte heute haben wir sehr viel über New Space, Start-ups und Innovation gehört”, sagte der Koordinator der Bundesregierung für die Luft- und Raumfahrt, Thomas Jarzombek (CDU), nach der Sitzung des Europäischen Weltraumrats am Freitag. “Wir glauben, dass Start-ups für Innovation absolut notwendig sind”, so Jarzombek weiter. “Um echte Innovation zu fördern, ist es entscheidend, die Märkte zu öffnen, die Tür für neue Akteure mit neuen Herangehensweisen zu öffnen.” Dafür müssten die Europäische Union und die Europäische Weltraumorganisation Esa offen sein. Weltraumbehörde öffnet sichEsa-Chef Jan Wörner hat sich dieser Entwicklung bereits geöffnet. “Was ist New Space? New Space ist nicht auf kleine Unternehmen beschränkt, die in ihren Wohnzimmern Raketen und Weltraumfahrzeuge bauen”, sagte er nach der Sitzung des Weltraumrats. “New Space lässt sich mit den Worten Kostenreduzierung, Kommerzialisierung und neue Märkte, Innovation, Agilität und Flexibilität beschreiben. Und das brauchen wir.”