Konjunktur

Euroraum bewegt sich Richtung Wachstum

Die Talfahrt der Euro-Wirtschaft wird langsamer, die Lage scheint sich laut Umfragen zu verbessern. Deutschland hinkt der Entwicklung jedoch weiter hinterher. Das sieht auch die OECD so und halbiert die Wachstumsprognose.

Euroraum bewegt sich Richtung Wachstum

Euroraum bewegt sich Richtung Wachstum

Dienstleister drücken Einkaufsmanagerindex – OECD halbiert Prognose für Deutschland – Sentix-Barometer legt zu

ba Frankfurt

Die Talfahrt der Euro-Wirtschaft verlangsamt sich zu Jahresbeginn erneut. Börsianer wie auch Einkaufsmanager sehen Anzeichen, dass sich die Lage verbessert – wenn auch nur sehr langsam. Vor allem Deutschland, die größte Euro-Volkswirtschaft, bremst. Dies spiegelt sich auch in den neuesten Prognosen der Industrieländerorganisation OECD wider: Deutschland hinkt dem Euroraum weiter hinterher, die Voraussagen wurden teils deutlich gekappt. Wegen der restriktiven Kreditbedingungen werde die Konjunktur zunächst gebremst, bevor sie sich mit dem Anstieg der Realeinkommen erholt, heißt es im Prognose-Update.

Resiliente Südländer

Im Januar waren es denn auch die Dienstleister Deutschlands und Frankreichs, die den Sektor im Euroraum gebremst haben. „Dank der Resilienz Italiens und Spaniens sinkt der PMI für den Dienstleistungssektor nur geringfügig auf 48,4 Punkte und bleibt damit in der Nähe der expansiven Schwelle von 50“, kommentierte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, den Rückgang des Einkaufsmanagerindex (PMI) um 0,4 Zähler im Januar. Werte unterhalb der 50er Schwelle signalisieren schrumpfende Wirtschaftsaktivität. Dank einer kräftigen Nachfrage ist der PMI der italienischen Dienstleister um 1,4 auf 51,2 Punkte und damit ins Wachstumsterrain gesprungen. Das spanische Pendant hat um 0,6 auf 52,1 Zähler zugelegt und ist damit ein deutlicheres Expansionssignal.

Erstschätzung bestätigt

Nachdem sich die Stimmung in der Industrie zu Jahresbeginn deutlich erholt hat, ist der PMI Composite für den Euroraum, der Industrie und Dienstleister zusammenfasst, den endgültigen Daten zufolge um 0,3 auf 47,9 Punkte geklettert. Wie erwartet, hat S&P Global damit die Erstschätzung bestätigt. Auf Länderebene, so heißt es bei S&P, liefen die Entwicklungen jedoch deutlich auseinander. Die beiden südlichen Euro-Länder Spanien und Italien verzeichneten im Januar zwar nur leichtes Wachstum, doch erreichten die Composite-PMI ein Sechs- bzw. Acht-Monats-Hoch. Im Gegensatz dazu verschlechterte sich die Lage in Deutschland und Frankreich.

OECD halbiert Wachstumsprognose für Deutschland

Auch die OECD blickt zuversichtlicher auf die Konjunktur der beiden großen Südländer. Die Prognose für Italien blieb mit 0,7% für 2024 und 1,2% für 2025 unverändert zur Projektion im November. Spanien werden 1,5 (zuvor: 1,4)% und 2,0% Wachstum zugetraut. Die beiden Euro-Schwergewichte mussten für 2024 hingegen Abschläge hinnehmen: Die Prognose von 0,6% für Frankreich liegt 0,2 Prozentpunkte unter der von November. 2025 sollen es 1,2% werden. Die Voraussage für Deutschland wurde für 2024 halbiert und lautet nun auf +0,3%. Die für 2025 vorausgesagten 1,1% sind um 0,1 Prozentpunkte geringer als zuvor. Für den Euroraum werden Zuwächse von 0,6 (0,9)% und 1,3 (1,5)% erwartet.

Ursächlich für das schwache Abschneiden Deutschlands sind OECD-Expertin Isabell Koske zufolge das vergleichsweise größere Gewicht der energieintensiven Industrien, die größere Abhängigkeit von russischen Energieimporten – aber auch die höhere Unsicherheit bei Unternehmen und Verbrauchern infolge der Berliner Haushaltskrise spielten eine Rolle. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts musste die Ampel-Regierung Einsparungen im Haushalt vornehmen.

Die OECD-Empfehlungen für Deutschland lauten denn auch unter anderem: Ausgabeneffizienz verbessern, Frühverrentungsanreize verringern, die Anreize für Frauen im Steuer- und Sozialsystem zu erhöhen, Steuern und Sozialabgaben für untere und mittlere Einkommen erhöhen sowie die Infrastrukturplanung verbessern und den Verwaltungsaufwand verringern.

Asien als Wachstumshoffnung

Die Weltwirtschaft dürfte den OECD-Prognosen zufolge in diesem und im kommenden Jahr um 2,9% und 3,0% zulegen, wobei vor allem Asien maßgeblich dazu beitragen dürfte. Angesichts des nachlassenden Kostendrucks dürfte sich auch der allmähliche Rückgang der Inflation fortsetzen – für den Euroraum werden Inflationsraten von 2,6 (2,9)% und 2,2 (2,3)% erwartet. Die Kernrate, die Energie und Lebensmittel ausklammert, wird mit 2,6 (3,1)% und 2,2 (2,3)% prognostiziert. Sollte der Kostenanstieg durch die verlängerten Routen infolge der anhaltenden Huthi-Angriffe auf Frachtschiffe im Roten Meer allerdings dauerhaft sein, könnte er nach etwa einem Jahr zu einem Anstieg der Verbraucherpreise um 0,4 Prozentpunkte führen.

Börsianer sehen das ähnlich

Ähnliche Erwartungen haben Börsianer an die Konjunkturentwicklung: Der Sentix Gesamtindex für die Eurozone ist im Februar zum vierten Mal in Folge gestiegen. „Der Erholungsprozess verläuft dennoch zäh, Entwarnung kann immer noch nicht gegeben werden“, kommentierte Sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy. Gebremst habe vor allem Deutschland. International sehe es hingegen deutlich besser aus: Die US-Wirtschaft blühe abermals auf. Auch Japan konnte ökonomisch punkten, und die Region Asien ex Japan versuchte Hussy zufolge „ebenfalls konjunkturellen Grip zu entwickeln“.

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