Modell zur Risikoteilung bei Naturkatastrophen

Eurorettungsfonds ESM konkretisiert Backstop-Idee

Angesichts der steigenden Kosten durch klimabedingte Naturkatastrophen hat der Eurorettungsfonds ESM seinen Vorschlag einer Backstop-Fazilität weiter konkretisiert.

Eurorettungsfonds ESM konkretisiert Backstop-Idee

ESM konkretisiert neue Backstop-Idee

Kosten zunehmender Naturkatastrophen sollen in der EU besser aufgefangen werden

ahe Berlin

Angesichts der steigenden Kosten durch klimabedingte Naturkatastrophen hat der Eurorettungsfonds ESM noch einmal für eine stärkere Risikoteilung plädiert und seinen Vorschlag einer europäischen Backstop-Fazilität weiter konkretisiert. Laut einem neuen Diskussionspapier könnten entstandene Schäden weiterhin zunächst über Erst- und Rückversicherungslösungen, danach aber über einen neuen privatwirtschaftlichen Versicherungspool abgedeckt werden. Dieser wiederum würde über eine kreditbasierte öffentliche Letztsicherung dann zusätzlich abgesichert.

Dieser Backstop könnte dem Versicherungspool dann bei Bedarf Darlehen gewähren. Nach Einschätzung des ESM könnte ein solches Modell sowohl die öffentlichen Haushalte entlasten als auch zusätzliche Gelder bei den Versicherern freisetzen. Grundsätzliches Vorbild für eine solche Letztsicherung ist der milliardenschwere ESM-eigene Backstop für den europäischen Bankenabwicklungsfonds SRF. Zum möglichen Volumen der neuen Fazilität gab es keine Angaben.

Schäden in dreistelliger Milliardenhöhe

Der Europäische Stabilitätsmechanismus hatte bereits im vergangenen Jahr angeboten, falls gewünscht eine solche Letztsicherung zu übernehmen. Zur Begründung für den erneuten Vorstoß verwiesen die Luxemburger darauf, dass Naturkatastrophen aufgrund des Klimawandels an Häufigkeit und Intensität zunähmen.

Laut einer Swiss Re-Studie summierten sich die Schäden allein 2023 auf weltweit 280 Mrd. Dollar, von denen mit 108 Mrd. Dollar noch nicht einmal die Hälfte versichert waren. Die Schäden würden zu einer zunehmenden Belastung für die betroffenen Volkswirtschaften.

Große Versicherungslücke

Über Prämien der Erstversicherer für den neuen Pool könnte dem Diskussionspapier zufolge auch eine Schwankungsreserve oder ein Rainy-Day-Fonds aufgebaut werden, der im Katastrophenfall angezapft werden könnte. Für die am Backstop beteiligten Länder soll das neue Instrument mittelfristig steuerneutral sein. Darlehen aus der öffentlichen Fazilität müssen zurückgezahlt werden und Versicherer nach den Plänen des Stabilitätsmechanismus letztendlich ihren Anteil an den Darlehenskosten tragen.

Hochwasserschäden in der Region Valencia (picture alliance / abaca | Europa Press/ABACA).

Neben dem kreditbasierten Modell könnte laut ESM auch eine auf Kapitalmarktinstrumenten basierende Lösung in Betracht gezogen werden. In dem Fall könnte der Versicherungspool als Zweckgesellschaft CAT-Bonds ausgeben, die von der Backstop-Fazilität gekauft werden. Sie könnten einen Teil der erwarteten Verluste abdecken und den erforderlichen Kredit nach einem Katastrophenereignis verringern, hieß es.

Offen ließ der ESM zunächst unter anderem die regulatorische Behandlung des neuen Versicherungspools sowie die Integration bereits bestehender nationaler Lösungen. Er verwies aber darauf, dass die Backstop-Lösung in eine umfassendere Anpassungspolitik auf den Klimawandel eingebettet werden müsse, die auch auf eine bessere Prävention von Schäden setze. Dazu gehöre auch eine Schärfung des Risikobewusstseins und bessere finanzielle Bildung, hieß es in dem Diskussionspapier.

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