Eurosystem bevorzugt Italien bei PEPP kaum noch

Anteil Italiens an Anleihekäufen im August und September nur noch geringfügig über Kapitalschlüssel

Eurosystem bevorzugt Italien bei PEPP kaum noch

ms Frankfurt – Das Eurosystem hat bei seinen PEPP-Staatsanleihekäufen im August und September Italien nur noch geringfügig bevorzugt. In den beiden Monaten erwarb das Eurosystem italienische Staatstitel im Wert von gut 21,8 Mrd. Euro, wie die Europäische Zentralbank (EZB) gestern mitteilte. Das entspricht einem Anteil von 18,0 % an den Gesamtkäufen – was nur geringfügig über dem Anteil Italiens am EZB-Kapitalschlüssel von 17,0 % liegt. Dadurch näherte sich auch der Anteil Italiens am PEPP-Gesamtbestand weiter dem Anteil des Landes am Kapitalschlüssel an (siehe Grafik).Das im März aufgelegte Corona-Notfallanleihekaufprogramm PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) war vor allem in Deutschland unter Beschuss geraten, weil die EZB damit auch darauf abzielte, einzelne Krisenländer wie Italien vor dem finanziellen Kollaps zu bewahren. Dafür hob sie auch Regeln, die beim regulären Anleihekaufprogramm APP (Asset Purchase Programme) gelten, auf. Die Orientierung am EZB-Kapitalschlüssel ist dabei zumindest vorübergehend ausgesetzt. Tatsächlich kaufte das Eurosystem anfänglich stark überproportional italienische Titel. Kritiker werteten das als verbotene monetäre Staatsfinanzierung.Inzwischen hat sich die Lage an den Finanzmärkten aber deutlich beruhigt. Auch die Risikoaufschläge für Anleihen Italiens sind merklich gesunken. Im Zuge dessen sieht das Eurosystem offenbar auch keinen Bedarf mehr, Italien besonders zu stützen. Insgesamt liegt der Anteil Italiens am PEPP-Gesamtbestand jetzt bei 19,9 %. Ende Juli, nach vier vollen Monaten PEPP, hatte dieser Anteil noch bei 20,6 % gelegen. Im April und Mai hatte der Anteil gar noch 21,6 % ausgemacht. Damit lag er deutlich oberhalb des Anteils Italiens am EZB-Kapitalschlüssel. Die Aufschlüsselung der PEPP-Käufe auf die einzelnen Länder veröffentlicht die EZB nur alle zwei Monaten, dann gebündelt für diese Monate.Insgesamt steigerte das Eurosystem im September seine Nettoanleihekäufe wieder deutlich – von zuvor rund 79 Mrd. Euro auf 101,3 Mrd. Euro. Auf PEPP entfielen dabei 67,3 Mrd. Euro. Der Anstieg war aber zu erwarten, weil sich die Notenbanken im August, wenn die Aktivität an den Märkten gering ist, zurückhalten. In der vergangenen Woche dagegen schraubte das Eurosystem seine Käufe deutlich zurück. In der Handelswoche bis vergangenen Mittwoch erwarben die EZB und die nationalen Notenbanken Papiere im Wert von knapp 11,9 Mrd. Euro, wie die EZB gestern separat mitteilte. In der Woche zuvor hatte der Wert noch bei gut 29,5 Mrd. Euro gelegen.Bis Ende September hat das Eurosystem nun im Zuge von PEPP Anleihen im Wert von 571,3 Mrd. Euro erworben. Das bislang angesetzte Gesamtvolumen von 1,35 Bill. Euro ist damit zu gut 42 % ausgeschöpft. Die Euro-Notenbanken haben also vorerst genug Puffer und könnten im Notfall ihre Käufe auch wieder hochfahren. Trotzdem hat die Debatte auch innerhalb des EZB-Rats über eine neuerliche Aufstockung von PEPP Fahrt aufgenommen.Beobachter erwarten zum Jahreswechsel eine Aufstockung um einige hundert Milliarden Euro und eine Verlängerung der Käufe bis Ende 2021. Dass die Euro-Inflation im September weiter unter die Nulllinie auf – 0,3 % gefallen ist (August: – 0,2 %), hat solche Erwartungen noch geschürt. Auch die Kernrate ohne Energie und Lebensmittel gab weiter von 0,4 % auf 0,2 % nach.