Eurosystem fährt Anleihekäufe deutlich zurück
ms Frankfurt – Das Eurosystem hat seine Anleihekäufe im August noch einmal deutlich zurückgefahren. Insgesamt erwarben die Europäische Zentralbank (EZB) und die 19 nationalen Zentralbanken im Vormonat Papiere im Wert von 78,6 Mrd. Euro, wie die EZB gestern mitteilte. Im Juli hatte das Volumen bei 107,0 Mrd. Euro gelegen – nachdem es in den Monaten April bis Juni jeweils Rekordwerte von 140 Mrd. Euro bis 160 Mrd. Euro erreicht hatte.Der neuerliche Rückgang dürfte insbesondere darauf zurückzuführen sein, dass im August sowohl die Handels- wie auch die Emissionstätigkeiten geringer sind. Dann halten sich in der Regel auch die Notenbanken stärker zurück, um nicht für übermäßige Verzerrungen an den Märkten zu sorgen. Experten erwarten, dass für die nächsten Monate wieder mit Kaufvolumina ähnlich wie im Juli zu rechnen ist – solange sich die Coronakrise nicht erneut zuspitzt.Im Kampf gegen die Pandemie und die dadurch ausgelöste Jahrhundertrezession hatte der EZB-Rat im März das reguläre Anleihekaufprogramm APP (Asset Purchase Programme) um einen einmaligen Betrag von 120 Mrd. Euro bis Ende 2020 aufgestockt – zusätzlich zu den unbefristeten monatlichen Käufen von 20 Mrd. Euro. Kurze Zeit später hatte er dann das Corona-Notfallkaufprogramm PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) aufgelegt, das inzwischen ein Volumen von 1,35 Bill. Euro bis Mitte 2021 hat. Nachdem im EZB-Rat zeitweise debattiert wurde, PEPP womöglich gar nicht ganz ausschöpfen zu müssen, spekulieren Volkswirte jetzt eher auf eine erneute Aufstockung.Im Zuge von PEPP erwarb das Eurosystem nun im August Papiere im Wert von 59,5 Mrd. Euro – nach 85,4 Mrd. Euro im Juli. PEPP steht insbesondere in Deutschland besonders in der Kritik, weil die EZB überproportional Anleihen von Krisenländern wie Italien erwirbt. Kritiker werten das als verbotene monetäre Staatsfinanzierung. Eine Aufschlüsselung der PEPP-Käufe nach Ländern gab es bislang für August nicht. Die veröffentlicht die EZB nur alle zwei Monate, dann gebündelt. Das nächste Mal steht das Anfang Oktober an.
