Eurosystem kauft überproportional Italien-Bonds

Volumen liegt im August leicht über Anteil am EZB-Kapitalschlüssel - Reinvestitionsphase im Fokus

Eurosystem kauft überproportional Italien-Bonds

ms Frankfurt – Das Eurosystem hat im Zuge seines Anleihekaufprogramms (Quantitative Easing, QE) im August mehr italienische Staatsanleihen gekauft, als gemäß EZB-Kapitalschlüssel angezeigt gewesen wäre – wenn auch nur recht geringfügig. Insgesamt erwarben die Europäische Zentralbank (EZB) und die nationalen Zentralbanken italienische Staatstitel im Wert von knapp 3,6 Mrd. Euro, wie die EZB gestern mitteilte. Das entspricht einem Anteil von etwas mehr als 17,6 %. Der Anteil Italiens am EZB-Schlüssel liegt dagegen nur bei knapp 17,5 %.Das Kaufvolumen italienischer Staatsbonds steht seit dem Regierungswechsel in Rom unter besonderer Beobachtung. Im Mai hatte das Eurosystem weniger staatliche Schuldtitel aus Italien gekauft als angezeigt – was auf scharfe Kritik aus Rom gestoßen war. Zuletzt gab es Berichte, Italien könne die EZB um eine Verlängerung von QE bitten. Der EZB-Rat hat in Aussicht gestellt, dass QE Ende 2018 ausläuft. In Deutschland gibt es dagegen eher Kritik, dass die Zentralbanken Länder wie Italien unrechtmäßig bevorzugen würden.Tatsächlich lag der Anteil italienischer Staatstitel bereits im Juni und Juli wieder oberhalb des entsprechenden Kapitalanteils. Im Juli waren es sogar gut 18 %. Für die gesamte Laufzeit des QE-Programms seit März 2015 liegt der Anteil sogar bei knapp 18,8 %, also deutlich höher, als aufgrund der intern gewählten Vorgabe angezeigt wäre.Italien ist aber nicht das einzige Land, bei dem das Eurosystem im August den anvisierten Anteil überschritt. Gleiches galt für Frankreich (relativ in geringerem Umfang) sowie für Spanien und auch Deutschland (in größerem Umfang). Die größten Abweichungen gab es aber für Irland, Finnland und Portugal. Diese Länder liegen jedoch seit QE-Beginn noch unterhalb ihrer Anteile, so dass das erhöhte Kaufvolumen auch eine Art Aufholprozess darstellt.Insgesamt erwarb das Eurosystem im August Wertpapiere von gut 24,8 Mrd. Euro – was unterhalb des monatlichen Zielvolumens von rund 30 Mrd. Euro liegt. Im August fährt das Eurosystem die Käufe aber stets etwas zurück, weil in dem Monat die Liquidität am Markt generell geringer ist. So sollen übermäßige Marktverzerrungen verhindert werden. Von den 24,8 Mrd. Euro entfielen gut 22,6 Mrd. Euro auf Staatstitel und öffentliche Anleihen. Das entspricht einem Anteil von gut 91,1 %. Zwischenzeitlich hatte das Eurosystem zu Jahresbeginn den Anteil privater Wertpapiere relativ erhöht, um weniger Staatstitel zu kaufen.Die DZ Bank wies darauf hin, dass die gewichtete durchschnittliche Portfoliorestlaufzeit deutscher öffentlicher Emittenten im August mit 6,36 Jahren den geringsten Wert seit QE-Beginn erreicht habe. “Dies lässt weiterhin den Schluss zu, dass die Deutsche Bundesbank vor allem am kurzen Ende der Kurve aktiv bleibt”, so die Experten. Nach dem Ende der QE-Nettokäufe will das Eurosystem auslaufende Papiere für einige Zeit reinvestieren, um die Notenbankbilanz konstant zu halten. Wie in dieser Phase ein übermäßiger Abbau der gesamten Portfoliolaufzeit verhindert werden kann, ist eine Frage, die in Notenbankkreisen aktuell intensiv diskutiert wird.