Experten erwarten global stark steigende Immobilienpreise
Experten sehen stark steigende Hauspreise
Ifo-Umfrage: Global Plus von 9 Prozent – Wirtschaftspolitik in Europa wird schwächer beurteilt
ba Frankfurt
Wirtschaftsexperten zeichnen in einer vierteljährlichen Ifo-Umfrage ein düsteres Bild für die kommenden Monate und Jahre: weltweit kräftig steigende Immobilienpreise, kaum Fortschritte bei der Inflation und eine etwas schlechtere wirtschaftspolitische Lage in Europa.
Die 1.405 vom Ifo-Institut und dem Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik befragten Experten aus 133 Ländern erwarten in den nächsten zehn Jahren hohe Preissteigerungen bei Immobilien. Ursächlich seien eine Reihe von Gründen – auf der Nachfrageseite etwa bessere Lebensstandards und höhere Einkommen, Bevölkerungswachstum sowie veränderte Präferenzen bezüglich Wohnraum und Auslandsinvestitionen. Auf der Angebotsseite wiederum werden Platzbeschränkungen, begrenzte Produktionskapazitäten und Renovierungskosten genannt.
Die jährlichen nominellen Steigerungsraten der Immobilien werden dem Economic Experts Survey (EES) zufolge weltweit im Mittel 9% betragen, für Deutschland sind es 7,2%. In manchen Regionen wie etwa Ostafrika, Zentralamerika, der Karibik oder West- und Südasien werden Steigerungsraten von jährlich über 20% prognostiziert. Für Südamerika, Osteuropa, Zentralasien und Nordafrika liegen die Voraussagen bei 10 bis 15%. Die geringsten Preissteigerungsraten werden für Nordamerika, Westeuropa, Ozeanien und Südostasien erwartet – hier sind es zwischen 6 und 8%. Die geringste Steigerungsrate berichten die Münchener Wirtschaftsforscher für das Mittlere Afrika, und zwar von rund 5%. Bei den Prognosen seien die Immobilienpreise stark mit den kurz- und langfristigen Inflationserwartungen korreliert, hieß es weiter.
Die Inflationserwartungen wiederum verharren in der Frühjahrsumfrage weltweit auf weiter hohem Niveau. Zwar zeige sich ein langsamer Rückgang der erwarteten Inflationsrate für 2023 über die vergangenen drei Quartale. Gegenüber der vorherigen Befragungswelle vom ersten Quartal seien jedoch keine merklichen Änderungen zu verzeichnen. Für 2023 wird derzeit weltweit eine Inflationsrate von 7% erwartet, die dann auf 6% im Jahr 2024 zurückgeht und 2026 bei 4,9% liegen soll.
Die kurzfristigen Inflationserwartungen für 2023 hatten in der Umfrage vom dritten Quartal 2022 den Spitzenwert von 7,5% erreicht. Die geringsten Teuerungsraten für das laufende Jahr prognostizieren die Experten in Nordamerika und Südostasien – sie erwarten für ihre Region jeweils 5%. Überdurchschnittliche Raten für 2023 wurden von den Experten in Regionen wie Nordafrika (32%) oder Südamerika (46%) genannt. Mit Blick auf 2026 erwarten Experten in Westeuropa (2,5%) und Nordamerika (2,7%), dass die Inflationsrate sich den Preiszielen der Notenbanken annähert. Die höchsten Teuerungsraten für 2026 prognostizieren die Experten im Mittleren Afrika (25%) und in Nordafrika (28%).
Während die Experten aus Europa (−6) die wirtschaftspolitische Lage in ihrem Land etwas schlechter im Vergleich zum Vorquartal beurteilen, zeigen sich die Befragten in Südostasien (+24) und Westafrika (+25) besonders positiv gestimmt. Weltweit am schlechtesten wird die wirtschaftspolitische Lage in Zentralasien mit −27 auf einer Skala von −100 bis +100 bewertet.
"Gelder falsch investiert"
„Besonders in Südeuropa schätzen die Experten die wirtschaftspolitische Lage mit −12 Punkten als schlechter ein“, sagt Ifo-Forscher Niklas Potrafke. In Italien, Spanien und Portugal würden erhebliche Bedenken bei der Umsetzung des Next-Generation-EU-Rettungsfonds zu negativen Urteilen führen. „Einige Experten sehen die Gelder in die falschen Projekte investiert“, erklärte Potrafke. Dies sei nun die vierte Umfragewelle, in der die Experten eine schlechtere wirtschaftspolitische Lage als im Vorquartal in Südeuropa sehen. Nur in Griechenland werde die Lage im Quartalsvergleich besser eingeschätzt. „In Griechenland hat sich die Wiederwahl von Ministerpräsident Mitsotakis sehr positiv auf die Experteneinschätzungen ausgewirkt“, erklärt Potrafke. Ähnlich schlecht wie in Südeuropa bleibt die Einschätzung in Osteuropa mit −11 Punkten.
Die Befragten in Westeuropa bewerten die Wirtschaftspolitik in ihrer Region mit −4 Punkten, in Nordeuropa mit +2 Punkten.