Exporte sinken unerwartet

Rückgang von 1,8 Prozent im Mai - Importe legen nur leicht zu

Exporte sinken unerwartet

ba Frankfurt – Deutschlands Exporteure haben im Mai einen überraschenden Dämpfer hinnehmen müssen. So sind laut Statistischem Bundesamt die Ausfuhren saison- und kalenderbereinigt im Monatsvergleich im Mai um 1,8 % gesunken. Dies war der kräftigste Rückgang seit August 2015. Ökonomen hatten ein Plus von 0,4 % erwartet, nachdem in den drei Monaten zuvor die Exporte jeweils zugelegt hatten. Im April lag das Plus allerdings bereits bei lediglich 0,1 %. Im Vergleich zum Vorjahr kletterten die Ausfuhren um 1,6 %.”Die deutschen Exporte schleppen sich träge durchs Jahr”, sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier, zu Reuters. Der Präsident des Außenhandelsverbandes BGA, Anton Börner, konstatierte hingegen eine überraschend positive Entwicklung des Außenhandels angesichts der globalen Unsicherheiten. Beide verwiesen darauf, dass das Geschäft mit den EU-Ländern die Außenwirtschaft beflügele, außerhalb der EU aber keine Wachstumspotenziale zu sehen seien. Die Exporte in Drittländer wie etwa China oder die USA legten im Jahresvergleich nur um 0,9 % zu, in die EU hingegen um 2,1 %. Am stärksten legten die Exporte in EU-Länder außerhalb der Eurozone zu (3,1 %), in die Eurozone wurden 1,5 % mehr Waren “Made in Germany” geliefert.Wie es in den kommenden Monaten weitergeht, hängt nun stark von den Auswirkungen des Brexit-Votums der Briten ab. Der DIHK etwa erwartet einen kräftigen Rückgang der Ausfuhren in das Vereinigte Königreich (vgl. BZ vom 8. Juli). “In Großbritannien müssen schnellstmöglich Entscheidungen getroffen werden, um wieder Stabilität zu schaffen”, forderte Börner. Für die deutsche Wirtschaft bedeuteten jede Verzögerung und die zusätzlich lange Verhandlungszeit Unsicherheit. “Umso wichtiger wird es sein, dass die Verhandlungen vernünftig, zügig und mit kühlem Kopf abgewickelt werden”, so Börner.”Ein weiterer Indikator signalisiert, dass die deutsche Wirtschaft nicht Champion-like ist”, resümiert Carsten Brzeski, Chefökonom der ING, und bescheinigt den Deutschen einen Tag nach dem EM-Aus damit einen “doppelten Kater”. Die Handelsdaten markierten das Ende einer enttäuschenden Woche für die Industrie hierzulande, nachdem schon die Daten zu den Auftragseingängen und der Industrieproduktion enttäuschend ausgefallen waren. “Sämtliche Indikatoren deuten auf einen scharfen Rückgang hin”, sagte Brzeski. Für Deka-Ökonom Andreas Scheuerle ist es denkbar, dass das Wirtschaftswachstum unter die Nulllinie rutscht, sollten im Juni alle Konjunkturindikatoren stagnieren. Um noch das von ihm prognostizierte gesamtwirtschaftliche Wachstum von 0,2 % zu erreichen, müssten diese allerdings im Schnitt um mindestens 1,2 % im Monatsvergleich zulegen. Den Außenhandel bezeichnet er als “bislang entscheidenden konjunkturellen Impulsgeber”, auch wenn von ihm im Mai deutlich dämpfende Effekte ausgegangen waren, da dem Rückgang der Exporte nur ein Miniplus der Importe von 0,1 % im Vergleich zu April gegenüberstand. Der Außenhandelsüberschuss lag im Mai kalender- und saisonbereinigt bei 22,2 Mrd. Euro.