Exporte treiben Japans Wachstum an

Wirtschaft legt um 0,5 Prozent zu - Private Haushalte und Unternehmen bleiben zurückhaltend

Exporte treiben Japans Wachstum an

Analysten haben Japan zwischen Juli und September nur ein Wachstum von 0,2% zum Vorquartal zugetraut. Doch ein Ausfuhrschub, ein Importrückgang und mehr Hausbauten steigerten die Rate auf 0,5% – so hoch wie im starken Auftaktquartal 2016.mf Tokio – Vor allem dank höherer Exporte ist die japanische Wirtschaftsleistung im dritten Quartal unerwartet kräftig gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt legte im Zeitraum Juli bis September um 0,5 % zum Vorquartal bzw. annualisiert um 2,2 % zu und damit mehr als doppelt so viel wie zwischen April und Juni mit einem Plus von 0,2 % bzw. einer Jahresrate von 0,7 %.Mit dem dritten Anstieg in Folge wurden die Erwartungen Ökonomen deutlich übertroffen. “Für japanische Verhältnisse ist das durchaus ein Erfolg”, meinte Deka-Analyst Rudolf Besch. Zuletzt habe es 2013 eine solche Wachstumsserie gegeben. An der Börse wurde dies ähnlich gesehen. Der Nikkei 225 stieg um 1,7 % und der marktbreite Topix um 1,5 %. Der Yen gab fast 1 % zum Dollar nach. Allerdings ist die erste BIP-Schätzung in Japan traditionell unzuverlässig. Häufig kommt es zu teils kräftigen Korrekturen. Babyboomer bauen fleißigAngetrieben wurde die Wirtschaft von der Zunahme der Exporte. Die Nettoausfuhren trugen 0,5 Punkte zur Wachstumsrate bei und machten damit den Großteil der Steigerung aus. Nach einem Minus von 1,5 % im Vorquartal legten die Exporte 2 % zu, unter anderem wegen der anziehenden Nachfrage nach Komponenten für Smartphones. Zugleich sanken die Importe teils infolge der Yen-Aufwertung um unerwartete 0,6 %. Der zweite Faktor war der Anstieg von 2,3 % in der privaten Bautätigkeit, die sich von einer längeren Schwächephase erholt. Viele Babyboomer, die jetzt in Rente gehen, bauen sich noch ein neues Haus. Dazu kamen die um 0,4 % erhöhten Staatsausgaben, die 0,1 Punkte zum Wachstum beisteuerten.Dagegen steigerten die Haushalte ihre Konsumausgaben, die 60 % der Wirtschaftsleistung ausmachen, nur um 0,1 % zum Vorquartal. Der stagnierende Konsum hatte sich in den vergangenen Monaten schon abgezeichnet. Hier “mangelt es an Dynamik”, gab Notenbankchef Haruhiko Kuroda zu. Ähnlich vorsichtig gingen die Unternehmen vor. Ihre Kapitalausgaben blieben auf dem Niveau des Vorquartals, in dem sie bereits um 0,1 % gesunken waren. “Damit dürfte klar sein, dass das Wachstum eher auf wackeligen Füßen steht”, kommentierte Nord/LB-Analyst Stefan Große. Allerdings wuchsen die realen Einkommen um 0,6 % zum Vorquartal. Daher könnte die Konsumdynamik in den kommenden Quartalen auf der oberen Seite überraschen, sagte Deka-Analyst Besch. Zugleich sei auch im laufenden Quartal mit Wachstum zu rechnen.Ein Unsicherheitsfaktor ist die künftige Handels- und Geldpolitik unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump. Entgegen den Erwartungen vor der Wahl zeigt der Yen neue Schwäche, weil der Finanzmarkt steigende Zinsen in den USA einpreist und dabei auf einen festeren Dollar setzt. Eine Abwertung des Yen erhöht die Gewinne des Exportsektors. Zugleich könnten die japanischen Ausfuhren von Fahrzeugen, Maschinen und Elektronik unter einem verstärkten US-Protektionismus leiden. Die Regierung will das Wachstum mit bereits beschlossenen Mehrausgaben und der Anregung von Investitionen stabilisieren.Für dunkle Wolken könnte auch die Bank of Japan sorgen. Sie hatte im September beschlossen, die Zinsstrukturkurve durch Wertpapierkäufe so zu beeinflussen, dass die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihe um 0 % liegt. Je flacher die Renditekurve sei, desto besser, sagte Kuroda gestern. Sollte jedoch auch in Japan Konjunkturoptimismus aufkommen und sollten dabei die Renditen von Staatsanleihen anziehen, müsste die Notenbank mit höheren Wertpapierkäufen oder einer Anhebung des Negativzinses gegensteuern.